Innerlich berührt

 

Rolf Klanke aus Nordhorn findet über die Musik zurück zur Kirche

Bach, immer wieder Bach. Erzählt Rolf Klanke von seiner Verbindung zur Kirchenmusik, dann fällt früher oder später der Name eines der wichtigsten deutschen Komponisten. Eher früher. „Johann Sebastian Bach ist für mich der Größte“, sagt der 70-jährige Nordhorner. Er klickt sich am Bildschirm seines Computers durch iTunes. „Muss ich mal vorspielen“, sagt er mit seiner sonoren Bass-Stimme und sucht „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Gefunden. Rolf Klanke schließt die Augen. Aus den Lautsprechern erklingt die Bach-Motette von 1724. „Ist das nicht herrlich?“

1990 zieht der gebürtige Osnabrücker von Bramsche nach Nordhorn und arbeitet als Lehrer an der Frensdorfer Schule. Er heiratet seine Frau Erika, 1993 wird Tochter Johanna geboren. Er tritt in die reformierte Gemeinde ein. Den Turm der Alten Kirche am Markt kann er von seinem Arbeitszimmer aus sehen. Bei den Reformierten fühlt sich Rolf Klanke, der 2006 pensioniert wurde, wohl. Die in der Grafschaft Bentheim am weitesten verbreitete Konfession komme ihm am ehesten entgegen, erklärt der frühere Lutheraner. Er schätze die „Kirche von unten“, in der das Wort wichtig ist. Den Ausschlag dafür, ein Teil dessen zu werden, habe jedoch nicht das gesprochene, sondern das gesungene Wort gegeben, sagt er: „Die Musik hat mich zum Wiedereintritt in die Kirche getragen.“

Mitte der 1970er Jahre hatte Rolf Klanke die Konfession aufgegeben. Steuern sparen? Er winkt ab. „Damit hatte das nichts zu tun. Ich hatte mich schon länger mit dem Gedanken getragen“, erzählt er. Er habe damals den Spagat zwischen Glauben und Wissen einfach nicht mehr leisten können. Besser sei es ihm danach nicht unbedingt gegangen, räumt er nach einigem Grübeln ein: „Ich war trotzdem der Meinung, ich hätte richtig gehandelt.“ Rolf Klanke hält nach seinem Austritt aus der Kirche die Verbindung zur Gemeinde – über die Musik. Sie begleitet ihn von Kindesbeinen an.

Im Wohnzimmer seines Elternhauses steht ein Klavier. Mit zehn, elf Jahren beginnt Rolf Klanke Unterricht zu nehmen. Einmal in der Woche bringt ihm der Musiklehrer des Osnabrücker Theaters bei, die passenden Tasten zu drücken. „Mit Kirchenmusik hatte das nichts zu tun“, erinnert sich der 70-Jährige und hat noch die Operettenklänge im Ohr. Er besucht den Kinderchor St. Paulus, nimmt am Kindergottesdienst teil, wird konfirmiert. An einem Karfreitag um 1960 kommt Rolf Klanke mit der Passionsmusik von Johann Sebastian Bach in Berührung – ein Schlüsselerlebnis. Seine Melodien werden für ihn zu einem Markenzeichen protestantischer Kirchenmusik. „Bach bleibt sachlich, aber berührt innerlich“, sagt er. Auf ihn fokussiere sich seine Liebe zur geistlichen Musik.

Rolf Klanke singt und musiziert für sein Leben gern. Er ist Mitglied verschiedener Chöre, arbeitet im Ausschuss für Kirchenmusik in der Landeskirche und greift gelegentlich in Gottesdiensten auch selbst in die Tasten – „wenn Not am Mann ist“. Und dazu kommt es häufiger als ihm eigentlich lieb ist. „Uns bricht die Gemeinde weg“, sagt er. Rolf Klanke macht sich dafür stark, dass die reformierte Gemeinde in Nordhorn auch in Zukunft einen professionellen Kirchenmusiker beschäftigen kann, und betont: „Wir brauchen die Musik als Bindeglied zwischen Kirche und Gemeinde.“

von Andre Berends

Foto: Andre Berends