„Dasein und Dabeisein“

Seelsorge im Krankenhaus

„Wir stellen uns mit unserer Zeit und unserer Aufmerksamkeit den Patienten zur Verfügung“. So beschreibt Susanne Eggert ihre Aufgabe. Seit einem halben Jahr ist die 52-jährige reformierte Pastorin als Seelsorgerin im katholischen Borromäushospital in Leer tätig. Dabei begegnet sie Menschen aller Altersklassen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Schwerkranke, bei denen es oft nur darum geht, dabei zu sein und ihnen in ihrer Hilflosigkeit beizustehen. Ebenso wie Patienten, die nur mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus liegen und mit denen sie ein kurzes freundliches Gespräch führt.

Fast immer ist es so, dass dabei die Initiative für das Gespräch von der Seelsorgerin ausgeht. Anhand der Patientenliste stellt sich Susanne Eggert jede Woche einen Besuchsplan zusammen, fragt zunächst beim Pflegepersonal nach, ob der Kranke auch da ist und bietet dann ihr Gespräch an. Das werde fast immer angenommen und oft entwickle sich dann eine Unterhaltung, in der es neben der Bedrohung durch die Krankheit oft auch um andere Sorgen geht: familiäre Probleme, Trennung vom Partner, Verlust der Arbeit. Besonders im Blick hat Eggert Menschen, die schon längere Zeit im Krankenhaus liegen. Es kommt auch vor, dass Angehörige von Patienten die Seelsorgerin aufsuchen. Eine Mutter, die Sorgen um ihre kranke Tochter hat, ein Mann, der ohne seine kranke Frau zu Hause auskommen muss.

Susanne Eggert bezeichnet ihre Arbeit als aufsuchende Seelsorge, bei der zwischen ihr und dem Gesprächspartner eine Vertrauensbasis besteht. Dazu trage auch bei, dass die Seelsorger mit den Patienten nichts machen müssten. „Wir kommen ohne Instrumente ins Krankenzimmer und machen auch keine Psychotherapie“, so die Theologin. Und ihr gehe es in den Seelsorgegesprächen auch nicht um Mission im engeren Sinne. Natürlich spreche sie schon mal mit den Patienten ein persönliches Gebet, das Unser Vater oder lese einen Psalm vor, aber immer gelte der Grundsatz, dass die Patienten die Gespräche bestimmen.

Die ersten sechs Monate als Krankenhausseelsorgerin habe sie mit großer Freude absolviert, erzählt Eggert. Dazu trage auch die Dankbarkeit bei, die ihr bei Patienten und Pflegepersonal begegne. Denn als Krankenhausseelsorgerin ist sie auch für das Personal zuständig. Richtig gefordert fühlt sie sich in der Zeit der Rufbereitschaft. Alle Seelsorger der Krankenhäuser in Leer wechseln sich in den Nachtstunden und am Wochenende ab und werden dann auch schon mal von der Intensivstation oder der Unfallaufnahme zu Menschen gerufen, bei denen es um Leben und Tod geht.

von Ulf Preuß

Foto: Krankenhausseelsorgerin Susanne Eggert (links) im Gespräch mit Schwestern von Station 42 (Foto: Ulf Preuß)


INFO

In der Evangelisch-reformierten Kirche gibt es bislang zwei Stellen an Krankenhäusern. Brigitte Schroven arbeitet als Seelsorgerin an der Euregio-Klinik in Nordhorn, Susanne Eggert gehört zum Seelsorgeteam des Borromäushospitals. Ab April 2012 wird Daniel Metelerkamp Krankenhausseelsorger in Weener. Ansprechpartner für ein seelsorgerliches Gespräch für Sie oder für einen Angehörigen sind natürlich auch die Gemeindepastorinnen und –pastoren.

Kontakt unter: www.reformiert.de/gemeinden.html