Internationale Jugendbegnung CAP 2012
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten von der Reise:
Mwara Mutse! Dies sind die ersten Worte, die wir neun deutsche CAP-Camper während unseres dreiwöchigen Aufenthaltes in Ruanda lernten. Die Sprache nennt sich Kinyarwanda und Mwara Mutse bedeutet Guten Morgen. Doch natürlich lernten wir noch wesentlich mehr, als das ein oder andere Wort Kinyarwanda in diesem uns zunächst so unbekannten Land.
Der Grundidee des CAP Camps („Comrades, Artisans and Partners“), alle zwei Jahre in einem der teilnehmenden Länder junge Christen aus Belgien, Ruanda, Südafrika und Deutschland zu treffen und sich mit diesen über ihren Glauben und ihre Ansichten auszutauschen, wurde diese Reise absolut gerecht. Bereits der erste Gottesdienst war in dieser Hinsicht eine tolle Erfahrung. Mit viel Tanz und Gesang von mehreren Chören, die immer von einem äußerst engagierten Keyboardspieler begleitet wurden, verbrachten wir gut und mehr oder weniger gerne bis zu vier Stunden im Gottesdienst. Diese Zeit berücksichtigt wohlgemerkt noch nicht die Einladung an uns Gäste zur anschließenden Fanta.
Diese Unterschiede zum deutschen Gottesdienst waren für uns anfangs noch sehr aufregend und machten uns Spaß. Später allerdings stellte sich heraus, dass dies auch Konfliktpotential barg. Beispielsweise war es für die Ruandesen schwer zu akzeptieren, dass von uns deutschen Teilnehmern keiner die Bibel auswendig kennt. Sie selbst dagegen trugen die Bibel zu jedem Kirchenbesuch mit sich und lasen täglich darin. Trotzdessen war es nicht immer einfach in den wöchentlichen Bible Studies über christliche Themen zu diskutieren. In der Regel beteiligten sich hauptsächlich die Europäer daran, die meist versuchten das Thema auch in einen ganzheitlichen Zusammenhang zu setzten und kritisch zu hinterfragen. Trotz dieser Differenzen kamen gelegentlich in der Freizeit, meist durch Anregung der Europäer, auch interessante Gespräche mit den Ruandesen zu Stande. So wissen wir nun gut über ihre Sicht auf Homosexualität Bescheid, die von uns leider alles andere als Zuspruch erhielt.
Zu Beginn der drei Wochen wurden alle Camper in fünf Gruppen aufgeteilt, die während der gesamten Zeit abwechselnd für die morgendlichen und abendlichen Andachten zuständig waren. Jede der Gruppe hatte einen ruandischen Namen wie beispielsweise Amahoro (Frieden), Urukundo (Liebe) oder Icyizere (Hoffnung). An vier Abenden fanden zusätzlich noch die Länderpräsentationen der teilnehmenden Länder statt. Diese waren meistens nicht nur interessant sondern vor allem auch lustig. Die Ruandesen zeigten uns eine traditionelle Hochzeit ihres Landes, die Südafrikaner tanzten landestypische Tänze und die Belgier servierten uns kleine Köstlichkeiten aus ihrem Land. Wir Deutschen spielten ein Theaterstück, in welchem jeder von uns einen sehr ausgeprägten Charakter darstellte, während wir mittels einer Mitfahrgelegenheit in einem gedachten VW Bus durch Deutschland fuhren.
Natürlich verbrachten wir nicht nur Zeit im Camp, sondern sammelten auch Eindrücke mit anderen Einheimischen. Wir besuchten Waisenhäuser und etliche Gemeinden. Eine dieser Gemeinden vereinte Opfer und Täter des Völkermordes im Jahre 1994. Sie leben dort nicht nur friedlich nebeneinander sondern vor allem miteinander. Während des Gesprächs mit einigen der Opfer stellte sich heraus, dass sie den Tätern ihre Taten vergeben haben. Nicht immer war das einfach zu glauben, da das ganze Geschehen immerhin erst 18 Jahre her ist. Doch alle waren wir interessiert an diesem Projekt, welches nicht das einzige seiner Art in Ruanda ist.
Über diese Gemeinde hinaus beschäftigten wir uns auch bei einem Besuch des Genozide Memorials in der Hauptstadt Kigali mit dem ruandischen Völkermord. Mit kleinen weißen Schleifen am T-Shirt und einer Rose in der Hand als Zeichen von Respekt und Mitgefühl, ließen wir uns auf die unmittelbare Konfrontation mit dieser so nahegehenden Geschichte ein. Auch wenn wir während einiger Vortreffen über die Geschichte des Landes informiert wurden, so waren viele Bilder der Ausstellung zum Völkermord und die Situation sich nun im Land des Geschehens zu befinden, doch neu für die meisten von uns. Es war wichtig sich auch mit den unangenehmen Hintergründen Ruandas zu beschäftigen und vor allem zu versuchen mit den Ruandesen ins Gespräch darüber zu kommen. Da man sich nie sicher sein konnte, was sie selbst erleben mussten, hatten wir oft Hemmungen danach zu fragen. Also bot sich nur selten die Gelegenheit über persönliche Erfahrungen zu sprechen.
Ein weiterer wichtiger Teil unserer Reise war die Projektarbeit. Insgesamt arbeiteten wir in drei verschiedenen Projekten für jeweils einen Vormittag. Ursprünglich waren zwei Tage Projektarbeit pro Woche eingeplant, die allerdings aus verschiedenen Gründen nicht zu realisieren waren. Im ersten Projekt ebneten wir den Boden eines neuen Schulgebäudes. Das zweite Projekt drehte sich vor allem um das Urbarmachen von Land, auf dem anschließend Graspflanzen für die Kühe angepflanzt wurden. Im dritten Projekt wurde bei der Errichtung des Pastorenhauses geholfen. Es wurden Steine von A nach B geschleppt und mit dem selbst hergestellten Zement, oder so etwas in der Art, zusammengesetzt. So anstrengend es auch war unter der tropischen Sonne zu schaffen, so schön war es auch Fortschritte der gemeinsamen Arbeit zu erkennen, von der wir gerne mehr gemacht hätten.
Da die Aufenthalte in Gastfamilien zu unser aller Enttäuschung leider ins Wasser fielen, gab es mehr Zeit für uns dem klassischen Touriprogramm gerecht zu werden. Dazu zählte neben dem Erwerben von ruandischen Souvenirs jeglicher Art (Taschen, Trommeln, Schmuck, Stoff etc.) auch das Picki-Picki-Fahren. Picki-Pickis nennen sich die Motoradtaxen in Ruanda, die zwar mit Sicherheit nicht ungefährlich sind, doch einen riesen Spaß machen mitzufahren. Auch eine Fahrt in den größten Nationalpark des Landes wurde also Teil des Programms. Wir sahen Paviane, Antilopen, Zebras und sogar zwei Giraffen. Trotz der 16 Stunden Fahrt im klapprigen Prince Express waren wir uns daher einig, dass sich dieser Aufwand gelohnt hatte.
Dieses Fazit zogen wir nicht nur zum Nationalpark sondern zur gesamten Teilnahme am CAP-Camp. Auch wenn einiges nicht so lief wie geplant, möchten wir die Bekanntschaften, Erfahrungen und Erlebnisse, ob positiv oder negativ, nicht missen.