Frühjahrssynode
29.-30. April 2010 - Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche
Freitag, 30. April 2010
Synode kürzt bei Frauenarbeit
Die Evangelisch-reformierte Kirche reduziert den Stellenumfang der landeskirchlichen Frauenarbeit. Die derzeit vankate Stelle für Frauenarbeit wird für die folgenden drei Jahre um die Hälfte reduziert, so der Beschluss der Gesamtsynode. Danach soll diese Reduzierung erneut von der Synode beraten werden. Das Moderamen hatte die Stellenreduzierung mit den allgemeinen Sparbemühungen begründet, von denen alle landeskirchlichen Arbeitsbereiche betroffen seien.
Vor der Abstimmung hatten Mitglieder des kirchlichen Frauenausschusses für ihren Arbeiteitsbereich geworben und für eine Beibehaltung einer 100%igen Stelle für Frauenarbeit geworben. Sie hatten dies u.a. mit der Notwendigkeit begründet, auch jüngere Frauen für ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen und darin zu begleiten.
Sondersynode zum Thema Globalisierung im Juni
Im Juni 2010 wird die Evangelisch-reformierten Kirche im Rahmen einer Sondersynode das Thema Globalisierung beraten. Auf dieser Sondersynode soll eine gemeinsame Erklärung zusammen mit der Uniting Church of Southern Africa (URCSA) verabschiedet werden. Diese Erklärung soll eine gemeinsame theologische Position aus der Sicht des Südens und des Nordens zu Herausforderungen der Globalisierung liefern. Ihr zuvor gegangen war ein auf drei Jahre befristetes gemeinsames Projekt mit Globalisierungsausschüssen in Deutschland und Südafrika. Sie hatten das Ziel, eine gemeinsame Antwort auf das sog. Bekenntnis von Accra zu finden. In diesem hatte der Reformierte Weltbund auf seiner Generalversammlung im Jahr 2004 seine Mitgliedskirchen aufgefordert, sich zum Prozess und Folgen der Globalisierung zu äußern.
Hans-Wilfried Haase, Pastor im Ruhestand in Lüneburg und Mitglied des gemeinsamen Projektes, lieferte vor der Synode eine theologische Begründung für diese gemeinsame Erklärung. Haase sagte unter anderem, dass es das prophetische Amt der Kirche sei, den Staat und überstaatliche Organisationen an Gottes Gerechtigkeit und Gottes Frieden zu erinnern. Dabei müsse die Kirche die politische Wirklichkeit am Wohlergehen der Armen und Benachteiligten messen. Sie dürfe nicht schweigen. Haase berichtete auch von seinen persönlichen Erlebnissen und Begegnungen in Südafrika. Die Gespräche und Diskussionen im Globalisierungsausschuss hätten dazu beigetragen seine Sensibilisierung für das Thema Globalisierung zu schärfen. Haase bezeichnete es alles andere als exotisch. „Wir sind in unmittelbarer Weise betroffen, auch wenn es hierzulande noch nicht so offen zutage liegt wie in vielen Ländern der südlichen Hemisphäre. Wir wachsen in einem unumkehrbaren Prozess zusammen zu einer Welt. Das ist unvermeidlich." Aber dieser Prozess dürfe vor allem in seinen ökonomischen Auswirkungen nicht sich selber überlassen bleiben, er müssse rechtlich und politisch gestaltet werden.
Haase bezeichnete die gemeinsame Arbeit der Ausschüsse als einzigartig. Weltweit zum ersten Mal sei eine derartige Zusammenarbeit zweier Kirchen aus dem Süden und dem Norden erfolgt. Entsprechend groß sei die Aufmerksamkeit in der Ökumene gewesen. Nach der Verabschiedung der gemeinsamen Erklärung der Evangelisch-reformierten Kirche und der URCSA im Juni soll diese in die nächste Generalversammlung des Reformierten Weltbundes eingebracht werden, die kurze Zeit später in Grand Rapids (USA) stattfindet.
Vortrag von Hans-Wilfried Haase zum Download
Donnerstag, 29. April 2010
Synode macht Weg zu Beratungsprozess zu Zukunft der Konföderation frei
Die Evangelisch-reformierte Kirche beteiligt sich am Beratungsprozess zur Zukunft der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Dies hat die Synode in Emden beschlossen. Sie folgte damit dem Entschluss der Synode der Konföderation, die im März entschieden hatte, diesen Prozess zu anzustoßen. Für die Evangelisch-reformierte Kirchen werden Kirchenpräsident Jann Schmidt, Vizepräsident Johann Weusmann und Pastor Roland Trompeter entsandt.
Hintergrund ist die im Jahr 2009 gescheiterte Initiative, Gespräche über eine Fusion der fünf evangelischen Kirchen Niedersachsens zu beginnen. Dies hatten die Synoden in Braunschwieg, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und die Synode der Reformierten Kirche abgelehnt. Auf ihrer Synode vor einem Jahr hatte die Evangelisch-reformierte Kirche jedoch auch entschieden, sich Beratungen über eine Weiterentwicklung der Konföderation nicht zu verschließen.
Die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist ein Zusammenschluss der vier lutherischen Landeskirchen Hannovers, Braunschweigs, Oldenburgs und Schaumburg-Lippes sowie der Evangelisch-reformierten Kirche und dient als Ansprechpartner gegenüber dem Land Niedersachsen. Vorsitzender ist zur Zeit der Bischof der braunschweigischen Kirche, Friedrich Weber.
Umweltmanagementkonzept "Grüner Hahn"
Die Evangelisch-reformierte Kirche will mehr für den Klimaschutz tun. Die Gesamtsynode in Emden beschloss, das Umweltmanagementkonzept „Der grüne Hahn“ einzuführen. In seinem Antrag sagte der Umweltbeauftragte, Pastor Martin Goebel: „Als Kirche in einem Land mit besonders hohem Ausstoß von Treibhausgasen sehen wir uns in besonderer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung und für die in ihr lebenden Menschen.“ In den Kirchengemeinden und Synodalverbänden sollen jetzt Umweltteams geschult werden, die vor Ort den Ressourcenverbrauch in den Blick nehmen werden. Die Landeskirche unterstützt die kirchlichen Einrichtungen dabei finanziell und personell. In einem ersten Schritt sollen jetzt fünf Gemeinden über ein Jahr lang ausgebildet werden
Das Umweltmanagement „Der Grüne Hahn“ ist ein in der Westfälischen Kirche entwickeltes Verfahren, das wirtschaftliche und ökologische Fragestellungen in Einklang bringe, so Goebel. Es gebe Ehrenamtlichen Anregungen, an welchen Stellen in Kirchengemeinden Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen werden könnten.
Es regt zum Handeln an“, sagte Goebel. Außerdem biete es die Gelegenheit, Verbesserungen auch nachweisen zu können.
Hintergrund des Konzeptes ist auch eine Empfehlung der EKD, die ihren Gliedkirchen vorgeschlagen hatte, den CO-2 Ausstoß bis zum Jahr 2015 um 25 Prozent zu reduzieren.
Bericht des Moderamens
Kirchenpräsident Jann Schmidt hat im Bericht des Moderamens für Solidarität unter den Gemeinden und Synodalverbänden der Evangelisch-reformierten Kirche geworben. Durch den demografische Wandel werde die Evangelisch-reformierte Kirche in 20 Jahren vermutlich nur noch 160.000 Gemeindeglieder haben.
Mit Blick auf den Prozess der Neuordnung der Gemeinden und Synodalverbände sagte Schmidt: „Was in Ostfriesland und der Grafschaft Bentheim vorstellbar und machbar ist, dass kleine Gemeinden, die in unmittelbarer Nachbarschaft liegen, sich eine Pfarrstelle teilen oder auch zusammengelegt werden können, lässt sich im Bereich der verstreuten Reformierten so nicht umsetzen.“ Den Herausforderungen der Zukunft müsse vielleicht mehr als bisher in synodaler Solidarität begegnet werden, forderte er. Dies sei auch vor dem Hintergrund des prebyterial-synodalen Prinzips als eines Wesensmerkmals der Kirche notwendig.
Schmidt kündigte an, dass erste Ergebnisse der Neuordnung der Gemeinden und Synodalverbände im Herbst vorliegen würden.
In seinem Bericht vor der Synode ging Schmidt auch auf die von der hannoverschen Landeskirche geplante evangelische Integrierte Gesamtschule (IGS) in den ostfriesischen Orten Hinte und Pewsum ein. Schmidt betonte, dass die reformierte Kirche nur dann evangelische Schulen begrüße, wenn sie eine Ergänzung zum staatlichen Schulsystem bilden. "Der Staat darf nicht aus seiner Verantwortung für die Schulen entlassen werden." Außerdem lehne die reformierte Kirche ein Schulgeld ab.
Bericht des Moderamens zum Download (Berichtsteil des Kirchenpräsidenten)
Die für die Ausbildung des theologischen Nachwuchses zuständige Pastorin Hilke Klüver warnte vor einem Pastorenmangel in den kommenden Jahren. Um diesem entgegnen zu können, forderte sie eine Neuordnung der Versorgung in den Gemeinden. Derzeit bereiteten sich sechs Frauen und drei Männer auf den Pfarrberuf vor. Ebenso sehe es bei den Studierenden aus. "Der Pfarrberuf wird weiblich", sagte sie in ihrem Bericht zur Personalksituation in der Evangelisch-reformierten Kirche.
Bericht zur Personalsituation zum Download
Vizepräsident Johann Weusmann kündigte an, dass die Verteilung der Kirchensteuer neu organisiert werden solle. Dazu legten das Moderamen und der Finanzausschuss einen Vorschlag zur Änderung des sog. Zuweisungsordnung vor. Sie schlagen dabei vor, die Finanzierung der Gemeinden zukünftig von nur zwei Parametern abhängig zu machen.
Dem Vorschlag zufolge sollen nur noch die Zahl der Gemeindeglieder und die Substanz der kirchlichen Gebäude in den Gemeinden Basis für die Zahlungen sein. Weusmann sagte in seiner Rede, dies sei gerecht, „denn würden die Gemeinden die Steuern selbst einnehmen, dann wäre die Gemeindegliederzahl auch der entscheidende Faktor“. Nach Angaben von Weusmann sieht das Neukonzept vor, dass die Zuweisung pro Gemeindeglied um 2,50 Euro angehoben wird. Daneben sehe der Entwurf vor, dass keine Gemeinde eine niedrigere Zuweisung erhalte. Kleine Gemeinden bekämen auch weiterhin eine Mindestzuweisung. Gemeinden, die z.B. eine mittelalterliche Kirche unterhalten müssen, werden auch weiterhin stärker gefördert. Hier bleibe das Solidarprinzip erhalten. Insgesamt habe diese Neuordnung, so Weusmann, ein Volumen von 420.000 Euro. Die Neuregelung soll auf der Herbtssynode beraten werden.
Bericht zur Reform der Zuweisungsordnung zum Download
Synodeneröffnung
Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche ist am Vormittag in Emden in der Johannes a Lasco Bibliothek zusammengekommen. Ein Schwerpunkt der Tagung wird die Einführung eines Umweltmanagements für die Kirche und ihre Gemeinden und Synodalverbände sein. Auf der Tagesoordnung der 62 Synodalen stehen daneben die Zukunft der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und die Pfarrstelle für Frauenarbeit sowie zahlreiche Gesetzesänderungen.
Die Synode begann mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Schweizer Kirche. Die Predigt hielt Pastor Thomas Fender aus Schüttorf. In seiner Auslegung eines Textes aus dem ersten Johannesbrief erinnerte er in an die im Juni beginnende Fußballweltmeisterschaft in Südafrika und setzte diese in Beziehung zur Aussage des Johannesbriefes, "Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat."