Herbstsynode 2014


13. November 2014 - erster Synodentag

In Emden hat am Vormittag die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche ihre Herbtstagung in der Johannes a Lasco Bibliothek begonnen. Nach einem Abendmahlsgottesdienst in der Schweizer Kirche eröffnete Präses Norbert Nordholt die Beratungen der 61 Synodalen.


Bericht des Moderamens

Heimbucher lehnt Sterbehife erneut ab

Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat seine Absage an eine organisierte Sterbehilfe erneuert. Er sagte im Bericht des Moderamens vor der in Emden tagenden Gesamtsynode, dass nicht wir Menschen über unser Leben verfügten. „Gott hat uns gemacht, und nicht wir selbst“, zitierte er Psalm 100,3. Damit werde auch der Zeitpunkt des Todes in die vertrauensvollen Hände Gottes gelegt.

Heimbucher hatte bereits Anfang Oktober auf der Diakonischen Konferenz der Evangelisch-reformierten Kirche in Emden-Wybelsum vor einer Ökonomisierung der letzten Lebensphase gewarnt. Heimbucher sagte dort, die Kirche könne es nicht dulden, wenn sich mit einer Legalisierung von Sterbehilfe der wirtschaftliche Druck auf die letzte Phase des Lebens ausweite. „Menschen am Ende ihres Weges sind ganz und gar freizuhalten von jeglichem ökonomischen Druck, der neben all der Not des Sterbenmüssens auch noch auf sie eindringt“, so Heimbucher.

Die zur Zeit im deutschen Bundestag diskutierten Pläne, den sogenannten assitierten Suizid für Ärzte zu legalisieren, lehne er ebenso wie die Ärzteverbände ab, sagte Heimbucherv vor der Gesamtsynode. „Wer um seine Sterblichkeit weiß und auf Gott vertraut, der wird sich nicht krampfhaft ans pure Weiterleben klammern, wenn seine Zeit zu sterben gekommen ist.“ Schon heute sei es legal, im Prozess des Sterbens auf lebensverlängernde Maßnahmen zu verzichten und schmerzlindernde Medikamente zu verabreichen, selbst wenn diese das Leben verkürzen.

Heimbucher bezeichnete den stetig steigenden Anteil der Älteren und Alten als eine Herausforderung für die Kirchen. Es sei ihre Aufgabe, mit den Menschen über die seelsorglichen und ethischen Fragen ins Gespräch zu kommen und sie eine Auseinandersetzung mit dieser sensiblen Thematik zu öffnen.


Beratungsprozess zur Zukunft der Kirchengemeinden

Die Evangelisch-reformierte Kirche will einen Beratungsprozess über die Zukunft der Kirchengemeinden beginnen. Kirchenpräsident Martin Heimbucher kündigte im Bericht des Moderamens an, dass dieser Prozess auf der kommenden Frühjahrssynode als Leitthema starten werde. Anschließend solle er in die Gemeinden und Synodalverbände weiter getragen werden.

Heimbucher sagte, dass dieser Beratungsprozess den Ausgangspunkt habe, „dass Christus der Herr der Gemeinde ist und bleibt“. Von daher gebe es keinen Grund, sich vor demografisch, finanziell und gesellschaftlich ändernden Rahmenbedingungen zu fürchten oder gar den Kopf in den Sand zu stecken.

Auftakt des Beratungsprozesses sei eine Tagung im Landeskirchenamt in Leer mit Hans-Hermann Pompe, Leiter des EKD-Zentrums „Mission in der Region“. Zu dem Seminar am 24. November seien Kirchengemeinden und Synodalverbände eingeladen. Der Ausschuss für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste habe die Ausgestaltung dieses Tages übernommen.

Heimbucher kündigte an, dass das Moderamen eine Ordnung erarbeiten werde, wie zukünftig angeleitete Beratungsprozesse finanziert und in Anspruch genommen werden könnten.

Der Bericht des Moderamens im Wortlaut


Wahl eines Vizepräsidenten

Helge Johr ist der neue Vizepräsident der Evangelisch-reformierten Kirche. Die Gesamtsynode wählte den 45-jährigen Juristen am Nachmittag in Emden. Johr erhielt bei seiner Wahl 55 von 58 Stimmen. Er war der einzige Kandidat.

In seiner Vorstellungsrede vor der Synode bezeichnete Johr das Interesse an der Gestaltung von Rahmenbedingungen des gesellschaftlichen Zusammenlebens als ein Motiv für sein  Jurastudium. Für seine zukünftige Tätigkeit benannte er sinkende Mitgliederzahlen und damit sinkende Einnahmen als eine Herausforderung für die kommenden Jahre. „Kirche muss nach außen hin glaubwürdig auftreten“, sagte er zur Synode. Dies komme auch in ihrer sozialen Verantwortung zum Ausdruck.

Der Vizepräsident ist nach der Verfassung der Evangelisch-reformierten Kirche Vertreter des Kirchenpräsidenten und leitender Jurist der Kirche. Er wird für eine Amtszeit von 12 Jahren gewählt. Seit dem Wechsel des ehemaligen Vizepräsidenten Johann Weusmann zur Evangelischen Kirche im Rheinland im März 2013 war die Stelle unbesetzt.

Johr studierte Jura in Hannover und absolvierte später ein Weiterbildungsstudium als Betriebswirt. Seit 1998 ist er beruflich für die Diakonie tätig, seit der Gründung des Diakonischen Werkes der evangelischen Kirchen in Niedersachsen verantwortet er dort den Arbeitsbereich Diakoniepolitik. Ehrenamtlich ist Johr als Vorsitzender des Kirchenkreistages des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Ronnenberg bei Hannover tätig. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Johr wird seine Stelle im Landeskirchenamt in Leer zum Jahreswechsel antreten.

Foto: Kirchenpräsident Martin Heimbucher (links) und Präses Norbert Nordholt (rechts) gratulieren dem neu gewählten Vizepräsidenten Helge Johr


Wahlen ins Moderamen und die Synode der EKD

Friedhelm Stemberg ist neues Mitglied des Moderamens der Gesamtsynode. Die Synode wöhlte den 54-Jährigen mit 41 Stimmen als Nachfolger von Hartmut Smoor, der im Juli Referent von Kirchenpräsident Martin Heimbucher wurde und sein Amt abgab. Stemberg ist seit 20 Jahren Pastor der Evangelisch-reformierten Gemeinde Neuenkirchen bei Bremen. Pastorin Jenny Robbert aus Bovenden erhielt zwölf Stimmen.

Die Gesamtsynode wählte als Vertreter der Evangelisch-reformkierten Kirche in die Synode der EKD Präses Norbert Nordholt und das Moderamensmitglied Jakobus Baumann aus Weener. Zu deren ersten und zweiten Stellvertretern bestimmten die Synodalen Hans Plentner aus Göttingen und Thomas Allin aus Nordhon sowie Reinhild Gedenk aus Emden und Tobias Jung aus Neuenhaus.

 


Gesamtsynode richtet Sonderfonds für Flüchtlinge ein

Mit 50.000 Euro will die Evangelisch-reformierte Kirche die Flüchtlingsarbeit in den Kirchengemeinden und Synodalverbänden unterstützen. Die Gesamtsynode richtete heute einen Sonderfonds ein, aus dem Projekte von Kirchengemeinden, Synodalverbänden und diakonischen Einrichtungen unterstützt werden können.

Kirchenpräsident Martin Heimbucher sagte vor der Synode: „Weltweit sind 50 Millionen Menschen von Flucht und Vertreibung betroffen.“ Besonders die Kriege im Nahen und Mittleren Osten hätten die gegenwärtige Dramatik vor Augen geführt. Auch nach Deutschland kämen immer mehr Menschen, die auf der Flucht sind. Bereits diese im Vergleich zu anderen Ländern verhältnismäßig kleine Zahl von Flüchtlingen stelle Kommunen und Behörden vor schwer zu lösende Probleme, sagte Heimbucher.

Mit dem Sonderfonds sollen Angebote unterstützt und initiiert werden, die Flüchtlinge willkommen heißen, sie begleiten und ihnen helfen, kündigte der Kirchenpräsident an. Der Vorsitzende des Diakonieausschusses Bernd Roters sagte, es darum „Zeichen der Nächstenliebe zu setzen“. Orientierung biete dabei das biblische Wort „Der Fremde soll bei euch wohnen wie eine Einheimischer; und du sollst ihn lieben wie dich selbst (3. Mose 19, 34)“.  Heimbucher betonte, dass die von Flucht und Vertreibung zur Geschichte vieler reformierter Kirchengemeinden gehöre. „Viele Reformierte mussten um ihres Glaubens und um ihres Lebens willen ihre Heimat verlassen und in der Fremde eine Bleibe finden.“

Der Sonderfonds für Flüchtlingsarbeit soll vom Diakonischen Werk verwaltet werden, dort können niedrigschwellig Förderungen beantragt und anschließend schnell ausgezahlt werden.


Friedengebet

Nach Abschluss der Beratungen in der Johannes a Lasco Bibliothek gedachten die Synodalen in einem Friedensgebet in der Schweizer Kirche der aktuellen politischen Situation mit ihren zahlreichen Kriegen und kriegerischen Auseinadersetzungen.

Texte des Friedengebets zum Download