Herbstsynode 2017

Zukunftsprozess geht weiter

Vom 23. bis 24. November tagt die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche in Emden. Als Themenschwerpunkt behandeln die 62 Synodenmitglieder den vor zweieinhalb Jahren begonnenen Zukunftsprozess.

Am Freitag, dem 24. November, entscheiden die Synodenmitglieder über den Haushalt des kommenden Jahres. Außerdem stehen erste Reformvorhaben auf der Tagesordnung, die Impulse aus dem Zukunftsprozess aufnehmen.


1. Synodentag: 23. November 2017

Präses Norbert Nordholt hat am Vormittag die Herbstsynode der Evangelisch-reformierten Kirche eröffnet. Nach dem Eröffnungsgottesdienst in der Schweizer Kirche nahmen die 62 Synodalen ihre Beratungen in der Johannes a Lasco Bibliothek auf.


Neue Beteiligung der jungen Generation
Vertreter der Jugend nahmen nach dem Beschluss im Plenum Platz

Erstmals tagt die Gesamtsynode unter geregelter Beteiligung junger Menschen. Vier  Vertreter der Jugendkonferenz, der Theologiestudierenden und der Nachwuchstheologen nehmen ab sofort als mitarbeitende Gäste mit Rederecht an der Tagung teil. Die Gesamtsynode in Emden beschloss diese Regelung als ein Ergebnis der letzten Tagung, als die Synodalen zusammen mit Vertretern der Jugendkonferenz und des theologischen Nachwuchses über die Zukunft der Kirche diskutierten. Vertreter der Jugend hatte hier eine stärkere Beteiligung an Entscheidungsprozessen gefordert.

Möglich wird diese Regelung durch eine Änderung der Geschäftsordnung der Gesamtsynode. Jede andere Änderung hätte eine Verfassungsänderung erfordert und wäre nicht sofort wirksam, sagte Moderamensmitglied Reinhild Gedenk.

Foto oben: Vertreter der Jugend nahmen nach dem Beschluss im Plenum Platz


Der Impulsprozess geht weiter

Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat vor der Gesamtsynode für weitere Reformen der kirchlichen Arbeit geworben. Im Bericht des Moderamens sagte er, dass das vor zwei Jahren an die Kirchengemeinden versandte Impulspapier einen breiten Diskussionsprozess in Gang gesetzt habe. Etwa 150 schriftliche Stellungnahmen aus Kirchengemeinden, Synodalverbänden und von Einzelpersonen hätten das Moderamen erreicht. Diese Synode sei eine Art Zwischenstation.

Heimbucher forderte, dass die Arbeit mit Kindern und jungen Familien stärkere Beachtung finden müsse. „Die religiöse Sozialisation in der Kindheit bleibt die entscheidende Voraussetzung für eine spätere Offenheit gegenüber Glaube und Kirche“, betonte er. Zurzeit blieben etwa ein Drittel der Kinder ungetauft. Im Haushalt für 2018 sei darum eine Erhöhung der Mittel für die Kindertagestättenarbeit vorgesehen.

Heimbucher kündigte ein Pfarrstellenbesetzungsgesetz an. Mithilfe eine Punktesystems solle dies ermitteln helfen, mit welchem Umfang eine Gemeinde eine Pfarrstelle besetzen könne. Bislang gilt als Richtwert für eine volle Pfarrstelle die Zahl von 1800 Mitgliedern. Schon bei dieser Synode solle eingeführt werden, dass Pfarrstellen zukünftig auch als Teilzeitstellenausgeschrieben werden können. Außerdem könnten ab sofort Pfarrerinnen und Pfarrer im Ruhestand in Kirchengemeinden als Vakanzvertreter tätig werden. Heimbucher mahnte, dass die Gesamtsynode gefordert sei, den Durchschnitt von 1800 Gemeindegliedern pro Pfarrstelle erneut zu prüfen.


Der komplette Bericht des Moderamens als pdf


Rückblick Reformationsjubiläum

„Es gibt ein großes gesellschaftliches Interesse an den religiösen, historischen und politischen Fragen, die mit der Reformation angerührt sind.“ Mit diesem Satz eröffnete Kirchenpräsident Martin Heimbucher sein Resumé zum Reformationsjubiläumsjahr 2017. Dies hätte nicht nur das immens große Interesse an den Gottesdiensten am 31. Oktober, dem Reformationstag gezeigt.

Bild: monkey business images/shutterstock.com

Der Beauftragte für das Reformationsjubiläum, Sven Kramer, sagte mit Blick die eigenen Veranstaltungen seien die Erwartungen auch an Besucherzahlen übertroffen worden. Besonders erfolgreich sei die Zusammenarbeit mit den benachbarten Landeskirchen im Nordwesten in Oldenburg und in Bremen gewesen. „Die Chancen dieser gut eingespielten Kooperation unter den drei nordwestdeutschen Küstenkirchen wollen wir gern auch bei künftigen Gelegenheiten nutzen."

Heimbucher hob die besonderen Erfahrungen mit dem Jahr 2017 hervor. Erfolgreich seien Veranstaltungen gewesen, bei denen die Kirche mit anderen kooperiert habe oder bei denen sie die Unterstützung durch dritte gesucht habe. Heimbucher hob hier die Kooperation mit der Stadt Emden hervor.

Heimbucher sagte auch: „Eine weitere schlichte Einsicht des Reformationssommers lautet: Quantität kann Qualität nicht aufwiegen.“ Die Kirchentage auf dem Weg und die Weltausstellung in Wittenberg seien auch deswegen weniger als erwartet besucht worden, weil sie sich in erster Linie an die kirchlich Interessierten gerichtet hätten.

Eine Frage, die sich am Ende des Reformationsjubiläumsjahres sei, so Heimbucher: „Wo wagen wir deutliche Schritte hinein in die Lebenswelt derer, für die Kirche zu einem unbekannten Planeten geworden ist?“

Präsentation zum Reformationsjubiläum als Download
(Achtung: Umfangreiche Zip-Datei, muss erst entpackt werden; bitte beachten Sie auch die Anleitung)


Im Auge der Wissenschaft

Sehr früh im Impulsprozess hat das Moderamen beschlossen, dass der Zukunfsprozess auch wissenschaftliche Begleitung erfahren soll. Unter der Federführung von Prof. Martin Stummbaum aus dem Fach „Soziale Arbeit und Gesundheit“ der Hochschule Emden-Leer entstand eine Masterarbeit, die den Impulsprozess und die Stellungnahmen aus den Gemeinden und Synodalverbänden auswertet. Zusätzlich analysierte eine Studentengruppe den Prrozess in einem Praxisprojekt der Hochschule unter Fragen der Organisationsentwicklung.

Vor der Gesamtsynode stellten Prof. Stummbaum und der Betriebswirtschaftstudent Timo Fokken Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Begleitforschung vor.

 

Folien zum Vortrag von Martin Stummbaum

Folien zum Vortrag von Timo Fokken als Download

Vorgesehen war auch ein Vortrag über die Ergebnisse der Masterarbeitz vo n Arnt Rademacher. Aus Zeitgründen konnte er nicht gehalten werden. => Folien zum Vortrag von Arnt Rademacher als Download

 

Impressionen aus der Debatte

"Probieren Sie etwas aus, trauen Sie sich" - Timo Fokken in seinem Vortrag

 

„Wir müssen viel mehr ausprobieren“, sagte eine Synodale. Es scheint aber große Ängste zu geben.


Ratlosigkeit und Widerspruch löste ein späteres Statement des Masterstudenten Timo Fokken aus. Vor der Synode räumte er ein, dass er nach seiner Konfirmation den Kontakt zur reformierten Kirche verloren habe. „Kirche hatte keinen Platz mehr in meinem Leben“, sagte er.

Martin Stummbaum beendete seine Ausführungen mit dem Satz: „Wenn Jesus heute leben würde, wäre er nicht Mitglied Ihrer Kirche sondern wäre bei Youtube, würde da sein Ding machen ujnd seinen Frust loswerden.“

Martin Stummbaum und Anne Miriam Walter

Zusammenarbeit von Gemeinden erleichtert

Die Gesamtsynode hat den Weg für die Gründung von Kirchenverbänden freigemacht. Sie beschloss ein Gesetz, das etwa die Gründung gemeinsamer Kirchenbüros von Kirchengemeinden erleichtert. Auch die Gründung von Kindertagesstättenverbänden falle daruntzer, so Vizepräsident Helge Johr.

Hintergrund dieses Gesetzes sei auch, dass in Kürze Zahlungen zwischen Kirchengemeinden umsatzsteuerpflichtig würden. Kirchenverbände seien davon dann ausgenommen.