Herbstsynode 2015
Präses Norbert Nordholt hat am Vormittag die Herbstsynode der Evangelisch-reformierten Kirche eröffnet. Nach dem Eröffnungsgottesdienst in der Schweizer Kirche nahmen die 62 Synodalen ihre Beratungen in der Johannes a Lasco Bibliothek auf.
1. Synodentag: 26. November 2015
Gerechtigkeit ist Schlüsselthema
Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen predigt zur Eröffnung der Gesamtsynode
Der Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen hat die Kirchen aufgerufen, ihren Appellen nach Gerechtigkeit auch Taten folgen zu lassen. "Die Kirche kann nicht mit dem Finger auf die Welt zeigen, ohne zuvor zu versuchen, ihr eigenes Haus in Ordnung zu bringen“, sagte der südafrikanische Theologe im Eröffnungsgottesdienst der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche in Emden. „Niemand wird uns ernst nehmen, wenn wir nicht selbst praktizieren, was wir predigen.“
Pillay war zur Gesamtsynode anlässlich des Schwerpunkthemas Reformationsjubiläum eingeladen worden. Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) wird ihre Generalversammlung im Sommer 2017 in Leipzig durchführen. Pillay ist seit 2010 deren Präsident. Mitglied der Weltgemeinschaft sind über 225 Kirchen mit etwa 80 Millionen Christen. In Deutschland gehören die Lippische Landeskirche, die Reformierte und Altreformierte Kirche sowie der Reformierte Bund zum weltweiten Zusammenschluss reformierter, presbyterianischer und unierter Kirchen
Die Relevanz der Kirche in einer modernen Gesellschaft zeige sich beim Schlüsselthema Gerechtigkeit und wie sich die Kirche dazu stelle, so Pillay. „Die Menschen wollen Antworten auf ihre Fragen und sind nicht zufrieden, wenn eben diese vermieden werden oder ihre Anliegen vergeistlicht werden", unterstrich er. Christen müssten sich den Fragen von Armut und Ungerechtigkeit, dem Umgang mit Flüchtlingen und der Ungleichheit stellen.
Pillay rief in seiner Predigt die Pastorinnen und Pastoren auf, ihrer Theologie auf die gegenwärtige politische Situation und Wirklichkeit auszurichten. Das 500. Reformationsjubiläum 2017 sei auch ein Aufruf zum Wandel und zur Erneuerung der Kirchen heute. Die Erkenntnisse Martin Luthers dürften nicht nur zu einer inneren Erneuerung führen, sondern müssten im äußeren Handeln auch sichtbar werden. „Gottes Gegenwart in der Welt sagt uns, dass wir nicht weitermachen können wie bisher. Es ist höchste Zeit, sich an Gott auszurichten und nicht an den Maßstäben der Welt.“
Die Übersetzung der Predigt zum Nachlesen
Die Kollekte des Gottesdienstes war für die evangelische Schule der Presbyterianischen Gemeinde in Aleppo (Syrien) bestimmt. Informationen (auf arabisch) zur Schule finden sich auf folgender facebook-Seite: https://www.facebook.com/alnashaljadeed/?fref=ts
Die Zeitschrift "reformiert" berichtete in ihrer Ausgabe 4-2015 über die Schule.
Hilfe für Flüchtlinge: „Ja wir können das“
Kirchenpräsident dankt ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern
Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat die Hilfe und Unterstützung der Flüchtlinge als eine ureigene Aufgabe der Kirche und der Gemeinden bezeichnet. „Diese Aufgabe hat uns in den letzten Wochen und Monaten in Atem gehalten“, sagte er im Bericht des Moderamens. „Die Bibel im Alten und im Neuen Testament motiviert zu einem fairen und menschlichen Umgang mit den Menschen, die als Fremde in unser Land kommen“, betonte Heimbucher.
Präses Norbert Nordholt sagte bereits am Tag zuvor gegenüber der Presse, die Flüchtlinge mobilisierten derzeit die Kirchengemeinden wie zuletzt in den 1980er Jahren die Friedensfrage. Das Engagement sei "enorm". Heimbucher dankte allen, die in den Gemeinden und diakonischen Einrichtungen engagiert helfen. Klar sei aber auch, dass auf Dauer ehrenamtliche Kräfte die Hilfe nicht allen leisten könnten. Hier wolle die Reformierte Kirche reagieren. Es gelte die Formel: „Ehrenamt braucht Hauptamt“. Darum solle beim Diakonischen Werk eine Stelle eingerichtet werden, die der Beratung und Begleitung der Ehrenamtlichen dienen werde.
Heimbucher betonte, dass das große ehrenamtliche Engagement auch deshalb gelinge, weil die Flüchtlingshilfe der Kirchen auf eine gute Infrastruktur bauen könne. Selbstverständlich, würden Gemeinderäume in Anspruch genommen für Deutschkurse und für Abende des Willkommens mit den neuen Nachbarn. „Ja wir können das!“, sagte Heimbucher an die Ehrenamtlichen gerichtet.
Eine Aufgabe der Kirche sei es aber auch, sich weiterhin dafür einzusetzen, dass die Fluchtursachen bekämpft werden. Vor einem halbe Jahr habe die Gesamtsynode bereits in einem Appell gefordert, dass die Terroristen und ihre Helfer im Nahen und Mittleren Osten politisch und wirtschaftlich isoliert werden müssten. „Leider haben unsere damaligen Apelle seither nicht an Dringlichkeit verloren“, so Heimbucher. Die Menschen erwarteten von der Kirche ein klares Zeugnis für einen gerechten Frieden, das auch die Folgen des Handelns bedenke. Dabei warnte er vor einfachen Lösungen. „Die Situation ist meist sehr viel komplexer als wir dies von unserer Zeitungslektüre her meinen“, so Heimbucher. Notwendig sei es, sich auf lange, beschwerliche Wege und schwierige politische Prozesse einzustellen. Unmissverständliche Orientierung für dieses Wege gebe die unantastbare Würde des Menschen, der Respekt gegenüber Minderheiten, die Hilfe für die Schwächeren und nicht zuletzt: die Freiheit des Wortes und der Religion.
Aktion „Faire Gemeinde“
Evangelisch-reformierte Kirche und ihre Gemeinden für einen achtsamen Umgang mit den Gaben der Schöpfung
Die Evangelisch-reformierte hat sich der Aktion „Faire Gemeinde“ angeschlossen. Kirchenpräsident Martin Heimbucher sagte im Bericht des Moderamens, dass diese Aktion praktische und gut umsetzbare Orientierungen für einen bewussteren Konsum und Verbrauch anbiete. Das Label „Faire Gemeinde“ sei ursprünglich im römisch-katholischen Umfeld entwickelt worden und habe mit Leichtigkeit die Konfessionsgrenzen übersprungen. Nun könnten sich auch Gemeinden der Evangelisch-reformierten Kirche „mit diesem grünen Lorbeer“ zertifizieren lassen.
Erfolgreich sei auch die Umweltpreisvergabe im Rahmen der Initiative „Ökumenische Schöpfungstag“ gewesen. Vier ökologische Projekte aus Gemeinden der Evangelisch-reformierten Kirche hätten den in diesem Rahmen ausgelobten Umweltpreis gewonnen und am 20. September einen ökologischen Schöpfungsgottesdienst gefeiert. Auch durch solche Aktionen setzten Gemeinden Zeichen gegen die ökonomische und ökologische Ausbeutung der Erde und für eine bessere Zukunft unseres Planeten.
Neue Wege für unsere Kirche und unsere Gemeinden
Zukunftsprozess startet im Februar
Der auf der Gesamtsynode im Frühjahr begonnene Zukunftsprozess der Evangelisch-reformierten Kirche und ihrer Gemeinden wird am 13. Februar 2016 mit einer landeskirchlichen Impulsveranstaltung in die Gemeinden getragen. Kirchenpräsident Martin Heimbucher kündigte im Bericht des Moderamens an, dass dazu jeweils zwei Delegierte aus den Gemeinden und Synodalverbänden nach Emden in die Johannes a Lasco Bibliothek eingeladen werden.
Das auf der Synode beratene Impulspapier sei vom Moderamen ausführlich überarbeitet worden. Heimbucher sagte: „Die Zukunft unserer Kirche entscheidet sich vor Ort, in unseren Gemeinden. Hier vor allem muss es gelingen, sich den Anforderungen einer veränderten gesellschaftlichen Situation zu stellen.“ Jetzt werde das Impulspapier in den Gemeinden und Synodalverbänden diskutiert. Die Ergebnisse würden dann im Frühjahr 2017 erneut auf der Gesamtsynode zur Sprache gebracht und flössen in gesamtkirchliche Entscheidungen ein.
Heimbucher kündigte weitere Herausforderungen an, die über das Impulspapier hinausgingen. So sei es nach den jetzt durchgeführten Gemeindewahlen notwendig über die Arbeit der gemeindeleitenden Gremien nachzudenken. Wichtige Fragen dabei seien wie ehrenamtliches Engagement so gestaltet werden könne, dass es für den Einzelnen gut tragbar sei und welche Rolle die Pastoren in den Gremien spielen sollten. Auch müsse beantwortet werden, wie sich die Gemeindegremien auf eine notwendige Regionalisierung einstellen könnten.
Schwerpunktthema Reformationsjubiläum
Synode bereitet sich auf 2017 vor
Die Evangelisch-reformierte Kirche will sich aktiv am Reformationsjubiläum 2017 beteiligen. Der Beauftragte für das Reformationsjubiläum Sven Kramer stellte den Synodalen die Planungen vor. Auftakt im Jahr 2017 sei die Beteiligung am europäischen Stationenweg, der ab November 2016 an 67 Orten Europas an die Reformation vor 500 Jahren erinnern werde. Dieser mache am 30. März 2017 in Emden Station. Vorbereitet werde er in Kooperation mit den Nachbarkirchen in Bremen und Oldenburg. Alle drei Kirchen stellten ihre Aktivitäten an diesem Tag unter die Überschrift Migration, ein Thema das an den drei Orten Bremen, Wilhelmshaven und Emden historische und aktuelle Bedeutung habe.
Im Sommer werde die Reformierte Kirche am KonfiCamp, mitwirken, bereits jetzt hätten sich 800 Jugendliche für die Fahrt vom 14. bis 18. Juni nach Wittenberg angemeldet, kündigte Kramer an. Für den sogenannten Reformationssommer in der Lutherstadt hat die Evangelisch-reformierte Kirche - erneut gemeinsam mit der benachbarten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg und der Bremischen Evangelischen Kirche - ein Ladenlokal in der Wittenberger Innenstadt angemietet. Unter der Überschrift „Denkbar – Der Laden“ sollen dort Passanten und Besucher eingeladen werden, über die Bedeutung von Reformation heute nachzudenken und ins Gespräch zu kommen. Dazu würden Veranstaltungen geplant und ein Cafébetreib organisiert. Das Lokal und eine dazugehörige kleine Wohnung stehe bereits ab Mai 2016 kirchlichen Gruppen als Tagungsort zur Verfügung.
Kramer stellte den Synodalen das neu entwickelte Logo zum Reformationsjubiläum vor. „Wir stellen damit unsere Aktivitäten und die des Reformierten Bundes unter ein gemeinsames Dach“. Das vierfarbige, spiralförmige R habe seinen Ursprung beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund, dort sei es in der Farbe Grün entwickelt worden. Mit dem Logo wolle man auch zeigen, so Kramer, dass die Reformation kein reines deutsches sondern ein europäisches Ereignis sei und auch nicht nur auf das Jahr 2017 bezogen werden könne.
In der Synode wurde die Broschüre "EinAusblick zur Reformationsdekade 2008 bis 2017" verteilt. Die Broschüre kann unter diesem Link nachgelesen werden.
Der Siegener Theologieprofessor Georg Plasger forderte in einem Vortrag vor der Synode 2017 keine Glorifizierung der Reformationsgeschichte vorzunehmen. Die Menschen im Mittelalter hätten nach einem gnädigen Gott gesucht und befürchtet, nach dem Tode nicht vor Gott bestehen zu können. Diese Sorgen hätten die Menschen heute nicht mehr. Die befreienden Erkenntnisse der Reformation müssten für die heutige Zeit neu übersetzt werden“, sagte der Professor und Synodale. „Theologie ist nur dann gut, wenn sie beim Leben hilft.“
Plasger betonte theologische Unterschiede der Reformationsbewegung. Für Martin Luther habe die Rechtfertigungslehre im Zentrum seiner Theologie gestanden habe. Zentral für die reformierte Theologie Johannes Calvins sei von Anfang an die Besinnung auf das Kommen Gottes in Jesus Christus gewesen.
Der Vortrag als pdf zum Nachlesen
Für die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen stellte Sabine Dreßler, Referentin für reformierte Ökumene beim Reformierten Bund, die Planungen für deren Generalversammlung vor. Diese werde im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 in Leipzig ausgerichtet. Unter dem Motto „Lebendiger Gott, erneure und verwandle uns“ kämen etwa 1200 Menschen aus den 225 Mitgliedskirchen nach Deutschland.