Herbstsynode 2016
Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche kommt am 17. und 18. November zu ihrer Herbsttagung zusammen. Tagungsort ist Johannes a Lasco Bibliotehk in Emden. Als Themenschwerpunkt beraten die 62 Synodenmitglieder die Friedensfrage. Am Freitag stehen die Beratungen über den Haushalt des Jahres 2017 auf der Tagesordnung.
Zum Schwerpunktthema liegt den Synodenmitgliedern ein Diskussionspapier vor. In zwei einführenden Voten sprechen Prof. Marco Hofheinz vom Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Universität Hannover und der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestags und Synodenmitglied, Reinhold Robbe. Im Bericht des Moderamens wird Kirchenpräsident Heimbucher zu aktuellen Fragen in der Evangelisch-reformierten Kirchen Stellung nehmen.
Präses Norbert Nordholt eröffnete nach dem Abendmahlsgottesdienst in der Schweizer Kirche die Synodentagung.
Bericht des Moderamens der Gesamtsynode
Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat sich für starke Kirchengemeinden ausgesprochen. Heimbucher sagte im Bericht des Moderamens: „Die Kirchengemeinden vor Ort sind die entscheidende Ebene für die Kommunikation des Evangeliums“. An der Weitergabe des Evangeliums seien alle beteiligt, die in der Kirchengemeinde aktiv sind.
Heimbucher betonte, dass die Menschen gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen von den Kirchen Orientierung erwarteten. Aktuell werde das kirchliche Engagement gerade in der Flüchtlingsarbeit deutlich. Durch praktische Sozialarbeit werde so auch für andere Menschen erkennbar, worum es beim christlichen Glaube gehe. Die Menschen in den Kirchengemeinden leisteten einen wichtigen Beitrag, dass die große gesellschaftliche Aufgabe der Integration gelingen könne, so Heimbucher.
Heimbucher dankte ausdrücklich allen Ehren- und Hauptamtlichen, die das Gemeindeleben tragen. Es sei beeindruckend, wie viele Menschen sagten: „Ja, ich gehöre dazu und ich teile die Anliegen unserer Kirche.“
Der Kirchenpräsident kündigte in seinem Bericht den nächsten Schritt des im Februar gestarteten Zukunftsprozesses an. Im März 2017 würden 60 Delegierte aus den Kirchengemeinden und Synodalverbänden zu einer Tagung nach Loccum eingeladen. Im April 2017 werde die Gesamtsynode zusammen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen über ihre Zukunft diskutieren.
Im Jahr 2017 werde die Vollversammlung der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen in Leipzig, Berlin und Wittenberg ein besonderer Höhepunkt des Reformationsjubiläums, so Heimbucher. Zusammen mit dem Reformierten Bund und der Lippischen Landeskirche gehöre die Evangelisch-reformierte Kirche zu den wichtigsten Gastgebern für die etwa 1000 Gäste aus aller Welt. Das Motto der Generalversammlung „Lebendiger Gott, erneure und verwandle uns!“ biete die Gelegenheit die Probleme der Welt eben nicht nur aus einer europäisch verengten Sicht zu betrachten.
Neuer Beauftragter für Dialog mit Islam
Reiner Rohloff, evangelisch-reformierter Moderator im Kloster Frenswegen, ist neuer Beauftragter der Evangelisch-reformierten Kirche für das christlich-islamische Gespräch. Kirchenpräsident Martin Heimbucher gab die Berufung des 53-jährigen Theologen vor der Gesamtsynode bekannt. Rohloff tritt seine neue Aufgabe zum 1. Dezember an und ist damit Nachfolger des Nordhorner Schulpastors Ahlerich Ostendorp (65), der Ende November in den Ruhestand geht.
Rohloff habe in den vergangenen zwei Jahren im Kloster Frenswegen das „Forum Christen und Muslime“ aufgebaut. Dies sei, so Heimbucher „eine noch zarte Pflanze des vertrauensvollen Miteinanders mit Muslimen unterschiedlicher Konfession“. Rohloff kündigte an, die Arbeit des Forums auszuweiten. So könne er sich auch eine Kooperation mit den Universitäten Osnabrück und Münster vorstellen, wo islamische Religionspädagogen ausgebildet werden. Wichtig sei ihm, im Gespräch mit Muslimen Gemeinsamkeiten und Differenzen in Glaubensfragen auszuloten. Daneben solle das Forum auch die Gelegenheit eröffnen, unterschiedliche Strömungen im Islam miteinander ins Gespräch zu bringen.
Kirchenpräsident Heimbucher bedankte sich bei Ahlerich Ostendorp für sein langjähriges Engagement in Sachen „Islam“. Geduldig und kundig habe er für eine notwendige Alphabetisierung gesorgt. So habe er stets dafür geworben, notwendigerweise zwischen Islam und Islamismus zu unterscheiden.
Zur Einstimmung auf das Schwerpunktthema Frieden
Zwei Videostatements
Marco Hofheinz ist Professor am Institut für Theologie und Religionswissenschaft an der Uni Hannover, Reinhold Robbe war viele Jahre Bundestagsabgeordneter der SPD, von 2005 bis 2010 Wehrbeauftragter und ist berufenes Synodenmitglied. Beide halten zum Schwerpunktthema Frieden ein Impulsreferat.
Marco Hofheinz
Reinhold Robbe
Schwerpunktthema Frieden eröffnet
Die Evangelisch-reformierte Kirche will sich intensiv in die Diskussion um den richtigen Weg zum Frieden einmischen. „Wir benötigen ein Koordinatensystem oder so etwas wie eine ausgerichtete Kompassnadel für unser Denken und Handeln in Sachen Frieden in Kirche und Gesellschaft“, sagte der Hannoveraner Theologieprofessor Marco Hofheinz vor der Gesamtsynode in Emden. Zusammen mit dem ehemaligen Wehrbeauftragten des Bundestags und Synodenmitglied, Reinhold Robbe (SPD), führte er in ein Diskussionspapier zum Thema Frieden ein.
„Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein“, sagte Robbe und begründete die Notwendigkeit, eine Diskussion über den richtigen Weg zum Frieden zu führen, auch mit zunehmendem „blindwütigem Populismus und verbaler Radikalisierung“. Nur ein breit angelegter Diskurs könne den Populisten mittel- und langfristig den Boden entziehen. Das sei die notwendige Voraussetzung für gesellschaftliche Verantwortung. Hofheinz warnte: „Das Trump‘sche ‚Wir bomben den IS in Grund und Boden‘ – wäre eine vorschnelle, friedensethisch unangemessene Antwort.“
Hofheinz umriss den Rahmen, in dem die friedensethische Diskussion stattfinden müsse. Es gebe die Position derer, die um des Friedens willen jedem Waffengebrauch abschwören. Daneben stünden jene, die die Notwendigkeit sehen, eine staatliche Ordnung und eine Herrschaft des Rechts im Notfall auch mit Waffengewalt zu verteidigen.
Robbe begründete die Friedensdiskussion auch mit dem vom neuen amerikanischen Präsidenten angekündigten Rückzug der USA aus ihrer weltweiten sicherheitspolitischen Verantwortung. „Dieser Paradigmenwechsel wird uns Europäern – und ganz speziell uns Deutschen – noch einiges abverlangen“, sagte der SPD-Politiker. Hofheinz benannte eine theologisch Basis für die friedensethische Debatte: „Gottes Gabe des Friedens und die menschliche Aufgabe, diesen Frieden in Wort und Tat zu bezeugen, sind zwei Seiten einer Sache“. Politisch sei ein Satz der Ökumenischen Weltversammlung von Amsterdam 1948 wegweisend für jede Diskussion: „Die Völker der Welt müssen sich zu der Herrschaft des Rechts bekennen.“ Dieser Satz sei die notwenige Gegenposition zu jedem nationalstaatlichen „America first“.
Eine Entschließung zum Thema Frieden ist bei dieser Gesamtsynode noch nicht vorgesehen. Nach einer Diskussion in den Kirchengemeinden werde das Thema Frieden erneut auf die Tagesordnung der Gesamtsynode gesetzt, so Präses Norbert Nordholt.
Zuvor hatte Ökumenepastor Thomas Fender um Solidarität mit Christen in Syrien geworben. „Die Christen im Syrien brauchen unsere Unterstützung, zum einen sicherlich finanziell aber eben auch dadurch, dass wir um ihre Situation wissen und im Gebet an sie denken“, sagte er vor der Gesamtsynode. Fender berichtet von Begegnungen mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Syrien und dem Libanon. Diese sähen ihre Zukunft in Syrien. „Wenn der Krieg vorüber ist, wollen wir zur Versöhnung in Syrien tragen“, habe ihm der Generalsekretär der Kirche, Joseph Kassab gesagt.
Für den 3. Adventssonntag, den 11. Dezember 2016, sei ein gemeinsamer Friedensgottesdienst verabredet. Die Gemeinden hier in Deutschland seien dazu aufgerufen genauso wie die reformierten Gemeinden in Syrien. Ab Dezember stehe der Gottesdienstentwurf auf den Webseiten der Kirchen zur Verfügung, kündigte Fender an.
Der Vortrag von Prof. Marco Hofheinz im Wortlaut
Der Vortrag von Reinhold Robbe im Wortlaut
Der Vortrag von Thomas Fender im Wortlaut
Das Diskussionspapier des Friedenausschusses im Wortlaut
Ein Abend im Zeichen des R
Der Beauftragte für das Reformationsjubiläum, Sven Kramer, hat für die Mitwirkung im Jahr 2017 geworben. Er sagte am Abend vor der Gesamtsynode, das Reformationsjubiläum sei eine gute Gelegenheit, evangelische Anliegen ins Gespräch zu bringen. Kramer stellte die Aktivitäten der EKD und der Evangelisch-reformierten Kirche für das Jahr 2017 vor.
Vom 29. bis 31. März 2017 mache der Europäische Stationenweg zum Reformationsjubiläum Halt in Emden. Er stehe dort unter dem Motto „Ich bin fremd gewesen. 500 Jahre Reformation – 500 Jahre Migration“. In vielen Gemeinden und Synodalverbänden seien schon Veranstaltungen geplant.
Um diese Aktivitäten zu fördern und Impulse für die Arbeit in den Gemeinden zu liefern, habe die Evangelisch-reformierte Kirche ein Arbeitsbuch zum Jahr 2017 veröffentlicht. Die Broschüre „EinAusblick auf das Reformationsjubiläum 2017“ liefere historische Fakten aus den reformierten Regiionen, stelle wichtige Personen der Reformationszeit vor und biete zahlreiche Praxisbeispiele. „Wir möchten Sie damit ermuntern“, sagte Kramer.
Die Broschüre werde in der kommenden Woche an alle Gemeinden verschickt.