Herbstynode 2018
22. bis 23. November 2018 in Emden
Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche kommt vom 22. bis 23. November zu ihrer Herbsttagung zusammen. Nach der konstituierenden Sitzung im September ist dies die erste reguläre Tagung der im Frühjahr neu gewählten Gesamtsynode. Etwa die Hälfte der Synodenmitglieder sind neu. Tagungsort ist die Emder Johannes a Lasco Bibliothek
Schwerpunkt der Beratungen der 62 Synodalen ist der Haushalt des Jahres 2019. Er steht am Freitag auf der Tagesordnung. Am Donnerstag berät die Synode über die Weiterführung des 2015 begonnenen Zukunftsprozesses. Im Bericht des Moderamens wird Kirchenpräsident Heimbucher zu aktuellen Fragen in der Evangelisch-reformierten Kirche Stellung nehmen. Beraten wird die Synode zudem über einen neue Ausbildungsordnung für das Theologiestudium.
Eröffnung der Herbsttagung
Nach einem Abendmahlsgottesdienst hat Präses Norbert Nordholt in Emden die Herbsttagung der Gesamtsynode eröffnet.
Zunächst hielt der Theologe Willem T.P. Simarmata aus Indonesien ein Grußwort. Simarmata ist seit 2016 Moderator der Vereinten Evangelischen Mission (VEM). Er war bis vor kurzem Leiter der größten protestantischen Kirche in Indonesien, der Batak-Kirche in Nordsumatra. Simarmata erinnerte, dass vor kurzem die südfrikanische Partnerkirche der Evangelisch-reformierten Kirche, die Uniting Reformed Church of Southern Africa (URCSA), ebenfalls Mitglied der VEM geworden sei.
Berufung in die Gesamtsynode
Die Gesamtsynode hat zwei weitere Mitglieder in ihre Mitte berufen. Nahezu einstimmig beriefen die Synodalen den ehemaligen Wehrbeauftragten des Bundestags, Reinhold Robbe, und den Siegener Theologieprofessor Georg Plasger. Robbe und Plasger waren bereits in der vergangenen Legislaturperiode Synodenmitglieder.
Die Kirchenverfassung sieht vor, dass drei zusätzliche Personen in die Gesamtynode berufen werden können. Über den dritten Platz, für den eine Vertreterin oder ein Vertreter aus der Wirtschaft vorgesehen sei, so Kirchenpräsident Heimbucher, werde das Moderamen noch beraten und der Gesamtsynode einen Vorschlag unterbreiten.
Bericht des Moderamens
Sexualisierter Gewalt stellen - Bitte an Betroffene, sich zu melden
Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat von sexualisierter Gewalt Betroffene aufgefordert, sich bei ihrer Kirche zu melden. Im Bericht des Moderamens sagte er, dass sich die evangelische Kirche der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt gegen Schutzbefohlene stellen müsse. Sie müsse genau hinschauen und auch schmerzhafte Wahrheiten aushalten. Es sei „überaus beschämend und verstörend und unentschuldbar, wenn ausgerechnet im Schutzraum der Kirche Vergewaltigung, Erpressung und Lüge grassieren“.
Die reformierte Kirche unterstütze den Elf-Punkte-Plan der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch. Diesen hatte die EKD-Synode in der vergangenen Woche in Würzburg beschlossen. Er sieht unter anderem eine zentrale Anlaufstelle für Betroffene von Missbrauch vor. Zudem sollen zwei Studien zur Aufklärung des Dunkelfeldes und von Risikofaktoren in der evangelischen Kirche in Auftrag gegeben werden.
In den Landeskirchen soll es unabhängige Kommissionen geben, die zusammen mit den Betroffenen erörtern sollen, in welcher Form Erlittenes anerkannt wird. Außerdem werde die EKD mit dem Unabhängigen Beauftragten des Bundes für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, eng zusammenarbeiten. Für die Aufarbeitung will die EKD im kommenden Jahr 1,3 Millionen Euro ausgeben.
Der fünfköpfige Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt der EKD hat seine Arbeit bereits aufgenommen. Sprecherin ist die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. Sie sagte in Würzburg, eine Kirche, die sexualisierter Gewalt nicht wehre, „ist keine Kirche mehr“. Heimbucher betonte vor der Synode in Emden, die Rede von Fehrs habe für die evangelische Kirche Maßstäbe gesetzt, „hinter die wir nicht mehr zurückfallen dürfen“.
Aktuell beteilige sich die reformierte Kirche, so Heimbucher, an einer Telefon-Hotline der hannoverschen Landeskirche für Betroffene (0511/7008816). Seit 2014 gebe es ein Präventionskonzept mit einem Handlungsleitfaden und entsprechenden Rechtsgrundlagen. Die Mitarbeit in der Jugendarbeit setze eine entsprechende Schulung und das erweiterte Führungszeugnis voraus.
"Impuls für die Zukunft"
Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat seine Kirche auf die Herausforderungen der Zukunft eingeschworen. In seinem als Zukunftsimpuls überschriebenen Bericht vor der Gesamtsynode sagte er: „Die Kirche Jesu Christi ist kein Traditionsverein, sondern eine in die Zukunft Gottes aufbrechende Gemeinschaft.“ Die Kirche müsse im Wandel der Zeiten lebendig bleiben und frische Antworten geben auf die Fragen der Menschen.
Heimbucher betonte, dass es in Zukunft eher die Ausnahme sein werde, dass die Mehrheit eines Dorfes oder einer Stadt einer christlichen Kirche angehöre. Diese Entwicklung treffe auch die reformierten Gemeinden und habe unmittelbaren Einfluss auf die Finanzmittel. Heimbucher ermutigte aber die Synodalen: „Wir können Minderheit!“ Schon seit Jahrhunderten lebten evangelisch-reformierte Christen in den sogenannten verstreuten Gemeinden in einer Minderheitensituation.
Auch in Zukunft sei es die Aufgabe der Kirche „in der Mitte der Stadt präsent zu sein“ und das Evangelium zu verkünden. Dazu gehöre, dass sie auf der Seite der Schwachen und Entrechteten stehe. Insbesondere von Seiten der Politik werde die Kirche als eine „Agentur der Werte“ angesehen.
Heimbucher mahnte strukturelle Veränderungen an. In Zukunft sei es notwendig, die Arbeit der Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden stärker zu unterstützen. Die Kooperation zwischen Kirchengemeinden müsse gestärkt werden. Dies sei in der Arbeit mit Konfirmanden ebenso möglich wie in der Verwaltung. „Es wird befreiend und entlastend sein, wenn wir sagen: Nicht jede Gemeinde muss mehr alles selber machen.“ Ein Beispiel für eine gelungene Kooperation sei das KonfiCamp im Kloster Möllenbeck im kommenden Jahr.
Auch mit Blick auf die Schwierigkeit, theologischen Nachwuchs zu gewinnen, schlug Heimbucher vor, stärker auf andere Berufe in der Gemeindearbeit zu setzen. Dies gelte für Jugendreferentinnen und-referenten, für die Kirchenmusik und für das sozial-diakonische Arbeitsfeld. Noch zu wenig habe die kirchliche Arbeit die alternde Gesellschaft im Blick und auch in der Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund gebe es gesellschaftlichen Bedarf.
Leiten in der Evangelisch-reformierten Kirche
In Weiterführung des kirchlichen Zukunftsprozesses, des sogenannten Impulsprozesses, hat sich die Gesamtsynode mit der Art und Weise des Leitens in der Kirche auseinandergesetzt. Peter Böhlemann, Leiter des Pastoralkollegs in Villigst, skizzierte einen geistlich inspirierten Leitungsstil. Biblisch Begründungen für einen solchen Stil fand er bei Moses, Jesus und Paulus. In heutiger Praxis bedeute dies, dass ein evangelischer Leitungsstil eine dienende Funktion habe. Fünf Stichworte prägten ihn: Partizipation, Kommunikation, Transparenz, Experimentierfreudigkeit und Fehlerfreundlichkeit.
Böhlemann sagte: „Wenn es ein Gespür für das Wirken des Heiligen Geistes gibt, dann war das geistliche Leitung“. Er benannte auch noch weitere wichtige Kompetenzen, wie etwa Humor. „Humor ist notwendiger Humus für den Heiligen Geist.“ Wer Humor habe, freue sich, dass die Zukunft möglicherweise anders aussehe, als die Prognosen sinkender Mitgliederzahlen und Finanzmittel nahelegten. „Das ist die Einflugschneise für den Heiligen Geist.“
Zuvor stellte Vizepräsident Helge Johr die Handlungsfelder des kirchlichen Leitens im Zusammenspiel von Kirchengemeinde, Synodalverband und Landeskirche dar. Im Anschluss arbeitete die Synode in Arbeitsgruppen.
Auswertung der Ergebnisse der Arbeitsgruppen durch Dr. Peter Böhlemann