Frühjahrssynode 2022

Klimawandel in Simbabwe (Foto: Karin Schermbrucker / Brot für die Welt)
Schwerpunktthema Klimagerechtigkeit

Die Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche hat sich am 5. bis 6. Mai 2022 in Emden zu ihrer Frühjahrstagung getroffen. Schwerpunktthema der 61 Synodalen war die Klimagerechtigkeit. Dazu hielt die Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin, am Donnerstag einen Eröffnungsvortrag. Nachmittags arbeiteten die Synodalen in Arbeitsgruppen zum Thema.

Der Verlauf der Synodentagung wurde per Livestream übertragen. Die Aufzeichnungen können bei YouTube angesehen werden.


1. Synodentag - 5. Mai 2022


Die Frühjahrstagung der Gesamtsynode der Evangelisch-reformierten Kirche ist mit einem Abendmahlsgottesdienst eröffnet worden. Der Gottesdienst fand unter Pandemiebedingungen mit Abstand in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek statt.

Anschließend begannen die Synodenmitlieder ihre Beratungen.


Eine Minute Schweigen für die Menschen in der Ukraine

Die Gesamtsynode hat ihre Tagung in Emden mit einer Schweigeminute anlässlich des Kriegs in der Ukraine begonnen. Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden sagte: „Der Angriffskrieg auf die Ukraine überschattet in diesen Tagen alles. Wir sind entsetzt über die Bilder brutaler Gewalt, das Leiden der Zivilbevölkerung und das Ausmaß der Zerstörungen.“
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Mi einem gemeinsamen Schweigen und dem gemeinsamen Beten drücke die Reformierte Kirche ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine aus, sagte die Kirchenpräsidentin. „Auch, weil wir als Christinnen und Christen der Macht des Gebetes vertrauen.“

Bei der Wieden erklärte vor der Synode: Alle seien sich einig in der Verurteilung des russischen Angriffskriegs einig und ebenso, die Ukraine zu unterstützen. In der Frage der Waffenlieferungen und welche Waffen dies sein dürften, gebe es aber ein breites Meinungsspektrum. Zwar gehöre das Engagement für den Frieden und für friedliche Konfliktlösungen fest zum Bekenntnis der Reformierten Kirche. Waffenlieferungen und der Waffengebrauch seien aber im absoluten Ernstfall vertretbar. Die Kirchenpräsidentin fragte: „Ist die Aggression Putins und seines Regimes ein solcher Ernstfall?“ In der Antwort auf diese Frage gebe es viele Positionen und bei vielen „große Ratlosigkeit“.

Gleichwohl gelte, so Bei der Wieden, dass sich alle Gottes Gebot und der Botschaft des Evangeliums verpflichtet fühlten. Im gemeinsamen Gebet hieß es: „Gott, wie lange soll der Feind so mächtig sein? Greif ihm in die Speichen, Gott, und mach ein Ende mit dem Morden im Osten der Ukraine, in Syrien, im Jemen und wo immer auf der Welt Krieg ist.“

Der Wortlaut des Gebets findet sich hier.


Bericht des Moderamens
Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden

Mitgliederschwund und Nachwuchsmangel

Die Evangelisch-reformierte Kirche spürt immer stärker den Mitgliederschwund und die sinkende Bereitschaft junger Menschen, den Pfarrberuf zu ergreifen. Während die Kirche in den vergangenen Jahren jeweils rund 2.200 Gemeindeglieder verloren habe, sei die Zahl im vergangenen Jahr auf 3.100 gestiegen, sagte Kirchenpräsidentin Susanne bei der Wieden im Bericht des Moderamens bei der Gesamtsynode in Emden.

„Erschreckende“ Ergebnisse habe die Kirchenaustrittsstudie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ergeben. Sie mache deutlich, dass die eigentliche Ursache für die hohe Zahl der Kirchenaustritte weder in ungeliebten Positionierungen der Kirchen noch in finanziellen Erwägungen, noch in Fehlverhalten und Skandalen leitender Geistlicher zu suchen sei, berichtete bei der Wieden. Vielmehr würden kirchliche Negativ-Schlagzeilen zum Anlass genommen, eine längst gefühlte Distanz durch Austritt zu besiegeln.

„Das Problem der Kirche ist die Entfremdung ihrer Mitglieder vom Glauben und von Gestalt und Inhalt kirchlichen Lebens“, unterstrich die Kirchenpräsidentin. Dies müsse als Herausforderung verstanden werden. „Wir werden sie nur gemeinsam meistern. Als gesamte Kirche.“

„Dramatisch“ entwickle sich zudem der Rückgang beim Pfarrpersonal und weiteren Fachkräften. „Die Lage ist ernst. Der Mangel an Pfarrpersonal hat sich lange angekündigt, jetzt ist er angekommen“, sagte die Kirchenpräsidentin. In den nächsten Jahren sei zudem mit einer großen Zahl an Pensionierungen zu rechnen. Geradezu „alarmierend“ sei der fehlende theologische Nachwuchs. In diesem Jahr habe lediglich eine junge Theologin ihr Zweites Examen abgelegt.

Die Kirchenpräsidentin appellierte an die Solidarität der Gemeinden. Weite sich der Blick nicht, drohten drei Klassen von Gemeinden: Gemeinden mit „eigenen“ Pastoren, solche mit einer Dauervakanzvertretung und Gemeinden, die irgendwie mit versorgt werden. Veränderungen seien möglich. „Aber das müssen wir wollen.“

(Quelle: Bericht des Evangelischen Pressedienstes/epd)

Bericht des Moderamens als pdf

Wahl in das Moderamen der Gesamtsynode

Frauke Fokke, Pastorin in Wolthusen, und Bernd Roters, Pastor in Veldhausen, sind in das Moderamen der Gesamtsynode gewählt worden, Die Wahl war notwenduig, weil Steffi Sander aus Hinte und Reiner Rohloff aus Bad Bentheim ihre Ämter abgegeben hatten.

Anschließend stimmte die Gesamtsynode dem Vorschlag des Moderamens zu, Bernd Roters zum zweiten stellvertretenden Präses der Gesamtsynode zu berufen.


Schwerpunktthema Klimagerechtigkeit
Dagmar Pruin

"Brot für die Welt" fordert mehr Geld für zivile Konfliktbewältigung

Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, hat angesichts des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gefordert, mehr Gelder für zivile Krisenprävention und Konfliktbearbeitung in den Bundeshaushalt einzuplanen. „Die Gefahr künftiger Kriege wird nicht gebannt, wenn wir jetzt einseitig auf militärische Lösungen setzen“, sagte sie bei der Gesamtsynode in Emden. Pruin hielt das Auftaktreferat zum Schwerpunktthema Klimagerechtigkeit.

Wichtig sei, nun an die diplomatischen Gesprächskanäle der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) anzuknüpfen und gesamteuropäische Sicherheitskonzepte weiterzuentwickeln, unterstrich Pruin: „Wir brauchen eine europäische Sicherheitsarchitektur, die garantiert, dass Grenzen geachtet werden und dass sich Sicherheit an den Bedürfnissen der Menschen orientiert.“

Perspektivisch müsse die Zivilgesellschaft in der Ukraine und auch in Russland weiter gestärkt werden, hob Pruin hervor. „Den Krieg eines aggressiven Autokraten wird man damit nicht beenden, aber man kann Brücken bauen und Frieden und Versöhnung fördern.“

Als Folge des Kriegs in der Ukraine seien die Preise für Weizen auf dem Weltmarkt explodiert, sagte Pruin. Die importabhängigen Ernährungssysteme in vielen Ländern des Globalen Südens seien aber sehr krisenanfällig. Um sie zu unterstützen, müsse das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen besser ausgestattet werden. Weiter müsse Entwicklungsländern geholfen werden, den Brotpreis kurzfristig stabil zu halten.

Besonders betroffen seien afrikanische Staaten, aber auch Länder im Mittleren Osten. „Es trifft immer die Ärmsten der Armen am stärksten. Für ein Bürgerkriegsland wie den Jemen sind die Folgen katastrophal. Dem bitterarmen Land droht eine dramatische Verschärfung der Hungersnot“, verdeutlichte Pruin.

Die globale Klimakrise sorge dafür, dass sich die Lage zuspitze. Die Folgen dieser Entwicklung kämen drastischer und schneller zum Tragen als Experten dies noch vor 20 Jahren prognostizierten. Derzeit gebe es weltweit drei Mal mehr Klimaflüchtlinge als Kriegsflüchtlinge, sagte die Chefin des Hilfswerks. Fachleute gingen davon aus, dass allein in Afrika bis 2030 etwa 700 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen werden könnten. Das sei die Hälfte der Bevölkerung des Kontinents.

(Quelle: Bericht des Evangelischen Pressedienstes/epd)

 

Planspiel Klimaschutz in der Kirchengemeinde

In Arbeitsgruppen erprobten die Synodalen, wie sich Maßnahmen zum Klimamaschutz aud die CO-2 Bilanz auswirken.