Frühjahrssynode 2021
Am 4. und 5. März 2021 tagte die Frühjahrssynode der Evangelisch-reformierten Kirche - wegen der Corona-Pandemie in digitaler Form.
Wichtigster Tagesordnungspunkt war die Wahl einer neuen Kirchenpräsidentin für die Nachfolge von Martin Heimbucher, der im Juli in den Ruhestand geht. Das Moderamen der Gesamtsynode hatte für die Wahl zwei Theologinnen vorgeschlagen:
Dr. Susanne Bei der Wieden (Frankfurt) und Sabine Dreßler (Braunschweig)
Beide Kandidatinnen haben sich bereits vor der Synodentagung in Interviews vorgestellt: Zu den Interviews
Susanne Bei der Wieden wird neue Kirchenpräsidentin
Neue Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche wird Susanne bei der Wieden. Die digital tagende Gesamtsynode wählte die 54-jährige Theologin am frühen Abend (4.März 2021). Bei der Wieden erhielt im ersten Wahlgang 46 Stimmen. 14 Synodenmitglieder wählten die Braunschweiger Theologin Sabine Dreßler.
Bei der Wieden wird damit Nachfolgerin von Martin Heimbucher, der Ende Juli 2021 in den Ruhestand geht. Synodenpräses Norbert Norholt gratulierte Bei der Wieden und wünschte ihr für die zukünftigen Aufgaben viel Glück, Ausdauer und Gottes Segen. Nordholt zeigte sich sehr zufrieden über das eindeutige Ergebnis. Das gebe der neuen Kirchenpräsidentin Rückenwind für ihr anspruchsvolles Amt.
Susanne Bei der Wieden (54) ist seit 2003 Pfarrerin der evangelisch-reformierten Gemeinde Frankfurt/Main, diese gehört zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). In der Synode der EKHN nimmt sie seit 2010 das Amt der stellvertretenden Synodenpräses wahr. Von 1999 bis 2003 lehrte sie am Reformierten Seminar für pastorale Aus- und Fortbildung in Wuppertal.
Die gebürtige Darmstädterin machte ihr theologisches Examen in der Westfälischen Landeskirche, ihre theologische Laufbahn begann sie als Vikarin in Kinzenbach bei Gießen. Die promovierte Theologin ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter.
Der Vorsitzende des Rates der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, überbrachte Glückwünsche: „Zur Wahl zur ersten Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche gratuliere ich Susanne Bei der Wieden von Herzen. Bei Ihrer neuen Aufgabe kann Susanne Bei der Wieden einen reichen Schatz an Erfahrungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln einbringen.“
Glückwünsche kamen auch von der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen. Der Vorsitzende des Rates, der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit, schrieb: „In Niedersachsen gibt es eine Reihe von Themen, bei denen wir sehr eng als evangelische Kirchen zusammenarbeiten“, vom Einsatz für zu uns geflüchtete Menschen über den Religionsunterricht bis zur Begleitung der Gemeinden gerade auch in schwierigen Zeiten wie der Corona-Pandemie. Er freue sich auf die Zusammenarbeit.
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung gratulierte Bei der Wieden und freute sich über „das deutliche Votum der reformierten Synode für die EKHN-Pfarrerin“. Er bezeichnete sie als „sehr profilierte Theologin mit viel Erfahrung im Gemeindepfarrdienst und in kirchenleitenden Gremien". Ihre reformierte Prägung sei besonders in ihrem "starkem, am biblischen Zeugnis orientieren sozialethischen Interesse klar erkennbar".
Die Moderatorin des Reformierten Bundes, Pfarrerin Kathrin Oxen, schrieb in ihrer Gratulation: „Susanne Bei der Wieden ist eine kluge Theologin und wird mit ihrer großen Erfahrung und unaufgeregten Herangehensweise die Evangelisch reformierte Kirche auch in schwierigen Veränderungsprozessen hervorragend leiten können. Auf die Zusammenarbeit mit ihr im Reformierten Bund freue ich mich ganz besonders.“
Die Amtsübernahme erfolgt vermutlich Anfang September, ein Termin für einen Einführungsgottesdienst steht noch nicht fest.
Weitere Berichte zur Synode lesen Sie unten.
Berichte zur Frühjahrstagung
Nach dem digitalen Gottesdienst - produziert vom Synodalverband Emsland-Osnabrück - hat Präses Norbert Nordholt die digitale Tagung eröffnet. Schon routiniert, denn nach der Tagung im Januar ist diese die zweite Synodentagung, die wegen der Corona-Pandemie digital durchgeführt wird.
Verändert aus der Krise - Bericht des Moderamens
Kirchenpräsident Martin Heimbucher hat den Kirchengemeinden und Gläubigen geraten, nicht nur auf die Defizite der Corona-Pandemie zu blicken. Im Bericht des Moderamens betonte er, auch die positiven Lernerfahrungen in die Waagschale zu werfen. „Jawohl, auch im kirchlichen Leben werden wir verändert aus dieser Krise herauskommen.“
Vielfach werde heute die „Trost- und Freudenbotschaft des Evangeliums“ auf ungewöhnliche Weise zu den Menschen gebracht. Das Bewusstsein, worauf es wirklich ankomme, sei gestärkt worden. Heimbucher sagte: „Wenn es gut geht, dann kann die Verkündigung des Evangeliums durch die Erfahrung der Pandemie gewinnen.“
Heimbucher räumte aber auch ein, dass die Einschränkungen durch die Pandemie große Belastungen schaffe. Den Menschen fehlten die unbefangenen Begegnungen in Kirchen und Gemeindehäusern, die Nähe seelsorglicher Besuche und Gespräche und auch das Singen und Musizieren!
Heimbucher hob besonders die Kommunikation über digitale Medien hervor. Diese habe erheblich an Bedeutung gewonnen. Aber, so Heimbucher: „Wir wollen keine digitale Kirche werden. Aber doch Kirche sein auch im digitalen Raum.“
Erfreulich sei, so Heimbucher, die Entwicklung bei den Theologiestudierenden. Inzwischen gebe es 18 Studentinnen und Studenten. Zusammen mit den jungen Theologinnen und Theologen könnten damit in den kommenden Jahren 26 junge Menschen den Pfarrdienst in den Kirchengemeinden aufnehmen.
Angesichts der Wahl seiner Nachfolgerin am Nachmittag dieser Gesamtsynode zog Heimbucher zum Schluss eine persönliche Bilanz: Der Titel des Magazins zum 450. Jubiläum der Emder Synode sei ein Motto seiner siebeneinhalb jährigen Amtszeit gewesen. „Keine einsamen Entscheidungen!“ Das Amt des Kirchenpräsidenten sei stets „komfortabel eingebunden in Gremien von Menschen unterschiedlicher Profession“. Dafür sei er sehr dankbar.
Der Bericht als pdf
Wahl zur Kirchenpräsidentin
Zunächst hat sich Susanne Bei der Wieden (Frankfurt) der digital tagenden Gesamtsynode vorgestellt.
Dr. Susanne Bei der Wieden (54) ist seit 2003 Pfarrerin der Evangelisch-reformierten Gemeinde Frankfurt/Main. In der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau nimmt sie das Amt der stellvertretenden Synodenpräses wahr. Von 1999 bis 2003 lehrte sie am Reformierten Seminar für pastorale Aus- und Fortbildung in Wuppertal.
Sabine Dreßler aus Braunschweig stellte sich als zweite Kandidatin vor.
Sabine Dreßler (58) ist seit 2017 Referentin für Menschenrechte, Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zuvor war sie Theologische Referentin für Reformierte Ökumene beim Reformierten Bund in der EKD. Von 1993-2013 war sie Pastorin der Evangelisch-reformierten Gemeinde Braunschweig.
Zweiter Synodentag - 5. März 2021
Nach dem spannenden Vortag, mit der Wahl einer neuen Kirchenpräsidentin, setzt die Gesamtsynode am Freitag, 5. März, ihre Beratung in Form einer digitalen Tagung fort.
Gesetz über Predigerinnen und Prediger im Ehrenamt
Die Gesamtsynode hat ein neues Gesetz über den Einsatz von Ehrenamtlichen im Verkündigungsdienst beschlossen. Mit diesem Gesetz erhalten die Ehrenamtlichen auch einen neuen Titel: Hießen sie bislang Ältestenpredigerinnen und Ältestenprediger - nennt das neue Gesetz sie Predigerinnen und Prediger im Ehrenamt.
Kirchenpräsident Martin Heimbucher nannte ihre Aufgabe als unverzichtbar für die Kirchengemeinden. Im Gesetz werrde aber auch deutlich formuliert, dass die Predigerinnen und Prediger im Ehrenamt Pfarrerinnen und Pfarrer "vertreten und nicht ersetzen". Deutliche werde mit diesem neuen Gesetz auch eine Besonderheit des Dienstes der Ehrenamtlichen hervorgehoben. Ihre Ordination sei nach wie vor eine Besonderheit, so Heimbucher, die aber in manchen anderen Kirchen Schule mache.
Gesamtsynode vorzeitig abgebrochen
Nach der Information über den unerwarten Tod von Pastor Friedhelm Stemberg, ist die Gesamtsynode vorzeitig abgebrochen worden. Stemberg verstarb völlig überraschend in der Nacht vom 4. auf den 5. März. Präses Norbert Norholt sagte: „Wir sind alle geschockt.“
Friedhelm Stemberg (61) gehörte seit vielen Jahren dem kirchenleitenden Moderamen der Gesamtsynode an. Das Moderamen tagte zur Gesamtsynode in der Emder Johannes a Lasco Bibliothek.
Nicht mehr verhandelt wurde eine Stellungnahme zu Atomwaffen, in der die Delegierten die Massenvernichtungswaffen ächten wollten. Ebenso verschoben wurden die Beschlüsse über ein neues Jugendgesetz. Die neuen Regelungen über die Durchführung von Pfarrwahlen werden ersatzweise durch das Moderamen der Gesamtsynode in Kraft gesetzt.