Frühjahrssynode 2022 - Zweiter Tag

Präses Norbert Norholt eröffnete nach einer Andacht von Pastorin Ute Schulz aus Möllenbeck den zweiten Synodentag.

Blick in die Johannes a Lasco Bibliothek (Fotos: Ulf Preuß)

Wahl in die EKD-Synode

Thomas Borst aus Leipzig vertritt die Evangelisch-reformierte Kirche zukünftig in der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Borst rückt damit für Reiner Rohloff aus Bad Bentheim nach, der dieses Amt abgegeben hatte.

Borst erhielt 26 Stimmen aus der Synode, Rena Grimm aus Emden 21 Stimmen.


BASIS:KIRCHE

Das YouTube-Projekt BASIS:KIRCHE hat sich bei der Gesamtsynode vorgestellt. Lukas Schienke und Hanna Siegmann vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen sowie Pastorin Anne Walter aus Hameln präsentierten das gemeinsame Videoprojekt der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen.

Seit Anfnag des Jahres wird über den YouTube-Kanal BASIS:KIRCHE dreimal pro Woche ein kirchliches Video veröffentlicht, das sich vorwiegend an ein jüngeres, nicht kirchlich gebundenes Publikum wendet. Anne Walter aus Hameln ist eine der sogenannten Creatorinnen und mit einem Stellenanteil von 25 Prozent bei der BASIS:KIRCHE beteiligt.

Link zur BASIS:KIRCHE bei YouTube

ekn im Internet


Klimaschutz auf den Weg gebracht
Planspiel zur CO-2 Einsparung in Kirchengemeinden

Mit einem kirchlichen Klimaschutzkonzept startet die Evangelisch-reformierte Kirche den Weg Richtung Klimaneutralität. Die in Emden tagende Gesamtsynode stimmte dem Konzept des kirchlichen Ausschusses für Nachhaltigkeit und Ökologie zu. Das 170-Seiten-starke Papier beschreibt die Treibhausgas-Emissionen zurzeit und zeigt Wege auf, um diese deutlich zu reduzieren. Dabei strebt die Synode an, sämtliche CO-2-Emissionen der Kirche bis 2035 um 90 Prozent zu senken. Bis zum Jahr 2045 sollen auch die fehlenden zehn Prozent folgen.

„Die Folgen der globalen Erwärmung – Auftauen der Permafrostböden, Abschmelzen der Polkappen, Brände, Wirbelstürme und Hitzerekorde – treten uns immer deutlicher vor Augen. Eine lebenswerte Zukunft auf unserem Planeten hängt entscheidend davon ab, dass wir der Erderwärmung mit allen Mitteln entgegentreten“, sagte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden. „Uns kommt – nehmen wir unsere Tradition ernst – dabei eine Vorbildfunktion innerhalb unserer Gesellschaft zu.“ Es gebe den klaren theologischen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung.

Etwa drei Viertel der Emissionen von jährlich rund 5.000 Tonnen CO-2 stammten aus den Gebäuden der Kirche, erläuterte Vizepräsident Helge Johr. Allein 1.600 Tonnen gingen auf die sakralen Gebäude wie Kirchen und Kapellen zurück. Der Rest verteile sich auf Pfarrhäuser, Kindergärten, Verwaltungsgebäude, Mobilität und Beschaffung.

Kirchenpräsidentin Bei der Wieden lobte die Vorarbeiten: „Mit dem vorliegenden Klimaschutzkonzept zeigt nun auch unsere Kirche einen umfassenden Maßnahmenkatalog auf, möglichst effizient und effektiv CO-2 einzusparen.“ Nun müsse auf allen Ebenen beraten werden, wie dies geschehen könne.

Eine besondere Herausforderung sei der kirchliche Gebäudebestand. Viele Kirche seien denkmalgeschützt, so dass energetische Maßnahmen nicht einfach umzusetzen seien. Zurzeit rechne man mit Kosten von rund 4 Millionen Euro pro Jahr bei der Gebäudesanierung, so Johr. „Wir werden neu lernen müssen, unsere Ressourcen - auch unsere Gebäude - miteinander zu teilen“, sagte die Kirchenpräsidentin. Auch die Aufgabe von kirchlichen Gebäuden dürfe kein Tabu sein. Der Vorsitzende des landeskirchlichen Finanzausschusses, Dieter Mansholt aus Emden, sprach von einem Aufbruchsignal.

Als erste Maßnahmen beschloss die Synode, künftig auf ausgedruckte Synodenunterlagen zu verzichten und diese nur noch digital in einer Kirchen-Cloud einzustellen. Außerdem soll bei künftigen Synoden auf Fleisch verzichtet und nur noch vegetarisches Essen angeboten werden. Neben der Stelle des Klimaschutzmanagers Roland Morfeld, der das vorliegende Klimaschutzkonzept ausgearbeitet hatte, soll eine zweite Stelle für den Klimaschutz geschaffen werden, die die Kirchengemeinden in der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen berät.


Friedensprozess im Nahost-Konflikt fördern

Die Gesamtsynode unterstützt ein Positionspapier zur Versöhnung im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Das Papier wurde gemeinsam von den evangelischen Landeskirchen der Pfalz, Hessen-Nassau, Baden, Rheinland und Westfalen verfasst.

Der Text mit dem Titel „Israel - Palästina - Leitgedanken und Thesen“ beinhalte Leitgedanken für einen konstruktiven Diskurs, so Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden in dem Konflikt zwischen Israel und Palästina. Hintergrund sei die aktuelle Debatte über wachsenden Antisemitismus sowie die kontroversen Auseinandersetzungen in Deutschland und innerhalb der weltweiten Kirchengemeinschaft über den Nahostkonflikt.

Der Text betont die besondere Verbundenheit der christlichen Kirchen mit dem Judentum und dem Staat Israel. Gleichzeitig unterstützt er das Streben der Palästinenser nach staatlicher Souveränität. Einen umfassenden Waren-Boykott wegen der israelischen Siedlungspolitik in den besetzten Palästinensergebieten lehnen die Kirchen ab. Zudem dürfe Religion nicht zur Legitimierung von politischen Machtansprüchen missbraucht werden.


Schärfung von Prävention sexueller Gewalt

Die Evangelisch-reformierte Kirche regelt ihre Bestimmungen zum Schutz vor sexueller Gewalt neu. Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden machte vor der Synode die Dringlichkeit deutlich: „Sexualisierte Gewalt findet sich in nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens, leider auch in der Kirche. Das ist umso schlimmer, als sexualisierte Gewalt dem, was wir glauben und dem, wofür wir stehen, förmlich ins Gesicht schlägt.“

Sexualisierte Gewalt wachse in Systemen des Schweigens und Wegschauens, das die Täter schützt und die Opfer in ihrer Selbstwahrnehmung zurückweist und verunsichert, so die Kirchenpräsidentin.

Ein zentraler Aspekt des aktualisierten Gesetzes ist daher, dass Täter sexualisierter Gewalt nicht geschützt werden dürfen und können. Die Kirche will eine neue Stelle schaffen, die die Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen berät, Konzepte zur Prävention vor sexualisierte Gewalt zu entwickeln. Zukünftig werden alle kirchlichen und diakonischen Einrichtungen verpflichtet, solche Konzepte festzulegen. Kirchliche Beschäftigte müssen zukünftig regelmäßig Fortbildungen zum Thema absolvieren. Die Synodalverbände müssen Missbrauchsbeauftrage benennen. Vizepräsident Helge Johr sagte: "Es muss der Blick entwickelt werden, es kann auch bei uns passieren.“

Das Gesetz legt außerdem fest, dass in Verdachtsfällen von sexueller Gewalt, zwingend die Staatsanwaltschaft und die Kirchenleitung eingeschaltet werden müssen. Johr betonte, auch wenn die Staatsanwaltschaft ein Verfahren, etwa wegen Verjährung, einstelle, sei es trotzdem im Rahmen des kirchlichen Disziplinarrechts möglich, Täter zu belangen. Das Strafmaß reiche von der Ermahnung über Bußgelder bis zur Entfernung aus dem Dienst.

Zudem werden die Evangelisch-reformierte Kirche zusammen mit ihren Nachbarkirchen eine Kommission einrichten, die mögliche Fälle sexualisierter Gewalt in der Vergangenheit aufarbeitet.